Chronik des Dorfes Lauingen zur 1150 Jahrfeier


Vorwort der Gemeinde

Die Geschichte Lauingens wurde bereits an mehreren Stellen

aufgeschrieben und archiviert, aber noch nie in einer Chronik

dargestellt. Zum Jubiläum im Jahr 2004 sollte dies geändert werden.

Eine Gruppe Lauinger Bürger hat in kurzer Zeit Hervorragendes

geleistet.

Bestehendes mußte ergänzt und Neues hinzugefügt werden.

Bilder wurden gesichtet und deren Geschichten mußten zu

Papier gebracht werden.

Aber auch der Landkreis hat mit einem gelungenen Beitrag

die prähistorische Zeit unseres Dorfgebietes dargestellt.

Diese Lauinger Chronik ist Erinnerung für die Älteren, aber auch für

die Jugend Verdeutlichung der Entwicklung Lauingens und für

unsere „Neubürger“ eine Chance ihre Heimat kennen zu lernen.

Ich hoffe, daß viele dieses gelungene Werk lesen und so die

Geschichte unseres Dorfes weitergetragen wird.

Bei den Autoren bedanke ich mich für ihren Einsatz herzlich und

hoffe, dass diese Chronik in allen Haushalten Lauingens zu lesen sein

wird.

Lauingen, im Februar 2004

Klaus - Dieter Schaper

Ortsbürgermeister

 

 

Vorwort der Autoren

Eine erste Aufstellung der Lauinger Geschichte wurde bereits zur

1100 Jahrfeier 1954 in der Festschrift abgedruckt. Im Laufe der Jahre

gab es immer wieder Meinungen, dass eine neue, ausführlichere

Chronik erarbeitet werden sollte. Zur Vorbereitung der 1150- Jahrfeier

wurde 2002 im Ortsrat der Beschluß gefasst, eine Arbeitsgruppe

zur Erstellung einer Ortschronik zu gründen.

Deren Recherchen ermunterten die Mitglieder, parallel zur Chronik

das Ortsarchiv neu zu strukturieren und zu erweitern.

Einen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt diese Chronik nicht.

Vieles ist bereits in Vergessenheit geraten oder wurde vernichtet, wie

z.B. Unterlagen für die Zeit von 1933 bis 1945.

Unseren Dank möchten wir an dieser Stelle all denen aussprechen,

die uns bei der Erstellung dieser Ortschronik unterstützt haben.

Besonders danken wir Dr. Monika Bernatzky, Karl-Friedrich Weber

und Falko Rost für ihre Beiträge sowie Wilfried Kraus für die

Bereitstellung der Unterlagen aus dem Stadtarchiv. Klaus-Jürgen Lips

gebührt Dank für die umfassenden Manuskriptkorrekturen vor der

Drucklegung.

Eine Ortsgeschichte lebt nicht nur alleine vom geschriebenen Wort.

Allen Einwohnen, die uns Bilder, Beiträge und andere Unterlagen zur

Verfügung stellten, auch als Zeitzeugen ihre Erfahrungen schilderten,

sei herzlich gedankt.

i.V. Kerstin Silbermann

Heimat- und Kulturverein

Wi von de Zipperie

Lauingen, im Februar 2004


Mein Heimatdorf Lauingen

Beschreibungen über Lauingen gibt es viele. Bereits 1896 wurde von

Professor Dr. P.J. Meier im Buch „Die Bau- und Kunstdenkmäler

des Kreises Helmstedt“ über Lauingen berichtet. Im Jahre 1940

fasste Otto Kirchhoff die Geschichte von Lauingen zusammen. Es

folgten weitere Veröffentlichungen im Landkreis-Buch 1965 und im

Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Landes Braunschweig 1968.

Keine dieser Beschreibungen ist so schön wie die von Ewald Bese.

Er schrieb nicht nur über Geschichtliches, sondern auch über das

Leben im Dorf in der damaligen Zeit und vor allem in der

Heimatsprache der Lauinger, dem ostfälischen Platt. Der Text wurde

am 27.Juni 1915 im „Amtsblatt für Königslutter und Umgebung“

abgedruckt.

 

Mien Heimatdörp Lauig

Lae (Lage)

Wi träet an der kolen Siete ut en Elme, un vor üsch liet en grotet

hübschet Dal, dat bet hen na’en Riesebarge un op’r andern Siete hen

na’en Dorme recket. Tauer rechten Hand seiht wi dä gewaltigen

Torens von er Stiftskerke in Lutter heroberkieken, dä bekanntlich

von’n Kaiser Lothar ebuet is. Von Lutter sülmst is nich veel tau

seihn; bloß de kuppelförmige Toren von er Stadtkerke un en paar

Schösteine kiekt obern Barge weg. An der linken Siete, twüschen

Elm un Riesebarge liet Borm, gradetau aber, midden in’n Dale mien

Heimatdörp Lauig.

Mit sienen groten, mächtigen Bömen un sienen achteckigen

Schewwernkerkentoren süht dat Dörp recht hübschen ut.

Geschichte

Lauig is schon en ganz olet Dörp, noch veel öller as de Stadt

Bronswiek. Schon tau da Tiet, wo de grote Kaiser Karel noch lewe,

stund hier en Kloster „Lauhingi“. Et höre damals taun Kloster

Corvey; aber später, in Jahre 888, hat et Otto von Sassen, de Sohne

von Ludolphe, for Godelheim an der Wesser inetuschet. Woher de

Name Lauhinge kummet, is noch nich fetestellt. In’n Jahre 1695 is at

Kloster in en Rittergut umewandelt un as Lehen an de geadelte

Familie Müller von Lauingen ekomen. Dä bewohnt et noch hüte.

Lauig hat ok schon böse Tieten erlewet. In’n drittigjährigen Kriege is

et mehre Male taun Deile in’n Klump eschoten. Dä Lüe häte sick

aber ümmer wedder opebuet.

Jetz hat dat Dörpe bienah 100 Wohnhüser; davon sünd veire

Ackerhöwe, teine Halfspännerhöwe, achtein Kothöwe, einunddrittig

Brinksitter, un dä anderen hört dä Anbuers, dä „lüttgen Lüe“, wie se

nennt wert.

Dat Beek

Midden dorch Lauig flütt en Beek, dat fräuher, as be Waterleitung

noch nich da was, dat ganze Dörp mit Water vorsorge. Et entspringt

vor’n Elme, wo et ut er „Erdfalle“ kümmet, un flütt später bi

Ossendörp in de Schunter. De „Erdfalle“ sall oberhaupt keinen

Grund hebben. Ick kann dat aber nich wisse seggen, denn ick hebbe

noch nich inne baet.-

En Hauptvorgnügen was for mick fräuher ümmer dat Fischen in

Harwest, denn ji möt’t wetten: in usen Beeke sit’t veele Forellen. Mit

groten Netzen geiht et denn herut vor et Dörp; düsse Netzen wert

quer in Beek utespännt, un denn werd jede Stein un Struk aneröget,

dat de Fische lestend int Netz heringaht. Is düt vull, denne fat’t alle

Mann an un treckt et herut.

Straten, Plätze

De Hauptstrate in Lauig hett de „Kornstrate“. Dat was fräuher de

einzige gue Weg, wo de Buern mit öhren groten Kornwagens fäuern

können. An’n Nordenne von’n Dörpe liet dat „Klint“. Dä Klinters

holt alle en betten tausamme, un weil se nu von dä andern ofte en

betten ehärket un ebrüt wert, hätt se öhre Strate ummedofft un

segget, se wohnen open „Löwenwalle“. Nich wiet von’n Klinte

trecket de „Slammkeste“. Wenn’n hier gahn will, denne mot en

mannigmal Langschäftige antrecken, wenn’n nich vullfüllen will.

Davon will de Strate ok woll öhren Namen hebben. Lauig hat aber

en paar schöne Pläze. Midden in’n Dörpe liet de „Stobenbrink“. Dä

Name Kummet her von Stuben. Fräuher söllt nämlich up düssen

Plaze lang an’n Beeke runner Badestuben estahn hebben. Hüte is hier

en Diek, de „Pärspäulige“. Hier wert na’n Füerabend de Päre taun

Afspäulen heretrecket, un in’n Winter is et de schönste Jsbahne.

Midden op en Stobenbrink steiht de Siegeslinne; dä is taun Andenken

an de Slacht bi Sedan glieks na’en dütsch-französchen Kriege plant’t.

Dichte bi’n Stobenbrinke liet dat Rittergut. Von den olen

Klostergebüe is bloz noch de eine Flöggel mit sienen gewaltigen

Muern da; an dene is später dat jezige Wohnhus anebut.

De grötste Platz in Lauig is dat Tig (Thie). Wenn fräuher de Wennen

ut er Gegend von Riesebag un Ossendörp herkeimen, denne

beratsla’en de Lauigschen op düssen Platze, wie se sick woll vor’n

Feinde bargen können. Jetz erinnert üsch noch en paar mächtige

Böme an düsse olen Tieten. Dä Stidde aber, wo damals de Wennen

in de Lauigsche Feldmark herinnerebroken sünd, hett noch

hütigendages de „Wendenweg“.- Nich wiet von’n Tige is de

Schaulplatz. Hier steiht an der einen Siete de Schaule un dat

Pastorenhus, un op der andern Siete, op en olen Kerkhofe, de Kerke.

Dat Pastorenhus is schon en olen Kasten un ward von dä mächtigen

Kastanienböme schon ganz vordecket. Kerke un Schaule sünd aber

noch niet. Dä erste Kerke, dä Lauig oberhaupt harre, is in’n Jahre

1732 ebuet. De damalige Amtsrat Müller hat datau den Altar

eschenket. Da wollen denn ok de Junken in’n Dörpe nich

taurüggestahn. Se smetten tausamme un kregen 10 Daler herut.

Davor hett se denn 3 Kerkenfesnstere kofft. Dat holt taun Bue is,

wie’n noch in ner Chronik lesen kann, ut en Veltenschen

(Veltheimer) Forst ehalt; et hat in ganzen 43 Daler ekost’t. Düsse

Kerke hat aber bloß bet 1874 estahn. De ole Toren kreg bedenkliche

Risse, un de Lüe keken ümmer swuchtiger da boben herop un

dachten, hei dee doch gewiß balle instörten. Wie denn de Murkers

aber darbiegingen un wollen den Toren afrieten, da konnen se ne gar

nich umekriegen, sau faste satt noch alles. Dä Kerke härre gewiß

noch manniget Jahr estahn, wenn se damals nich aferetten wörre.

1876 is denn de nie Kerke innewieht. Ganz wat Besonders is von

düsser Kerk ja nich tau seggen. Se is slicht un einfach in’n

romanischen Stile opeführt. Dat Chauer is twei Stuffen höger as et

Schiff, rechts un links von’n Altare sünd de Kriegs- un de

Friedensengel af’ebildet, un hoben obern Altare süht en Jesuffen un

de veier Apostel. De Kerke is eigentlich veel tau grot for Lauig, denn

sau recht vull is se noch nich ewest. Vor de Kerke steiht ne Linne, de

könnt, globe ick, drei Mann nich umefaten. Dat is schon en olen

Bom. As Bugenhagen 1529 emal von Bronswik na Lutter kamm, hat

hei ok en Afsteker na Lauig emaket. Et Nahmiddages Klocke veiere

was et, da stund hei op en Lauigschen Schaulplatz un preddige tau’n

Lüen. An dä Stidde is denn Später de Linne plant’t. Wenn se nu ok

schon von unnen bet bobenhen hollig is, sau gräunt un blaumet se

doch alle Jahr wedder. Dichte vor de Linne steiht dat

Kriegerdenkmal. Ok ut Lauig hätt mehre den dütsch-französchen

Krieg middemaket. Twei davon sünd doteschoten, dä andern sünd

alle gesund wedderekomen. Dä Namens von dä Kriegers staht an

düssen Denkmale. An der einen Siete find’t wi ok den Spruch von’n

Nedderwalddenkmale: „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den

Lebenden zur Anerkennung, den künftig en Geschlechtern zur

Nacheiferung“. Ume dat Denkmal herum sünd Lebensböme plant’t,

un dat Ganze ward von’n isern Stackitt innerahmet Dat Denkmal

steiht noch nich lange op en Schaulplatze. Tauerst harren se’t boben op

en Renzelsbarg estellt.

Barge bi Lauig

Von düssen Renzelsbarge mot ick noch ne Geschichte vortellen. In

olen Tieten sall unnen in Barge en Quargenvolk (Zwergenvolk), dä

Renzels, ehuset hebben. Damals wörren de Lüe in Lauig mächtig ful,

denn wenn se wat maken wollen, sau harren et dä Renzels schon

lange fertig; et was hier grade sau wie mit dä Heinzelmännchens in

Cöln. Einmal harre aber en Schaper, dä an Renzelsbage seine Schape

häuen dee, einen von dä Renzels eärgert un öhne de Mütze

wegenohmen. Dä Quarg ging nu hen un vortelle dat dä andern, un

alle waren se un mächtig fuchtig op en Schaper. Wie sick düsse nu en

betten in’t Gras eleggt harre taun Slapen, kamm dat ganze

Quargenvolk an un namm öhne de Mütze wedder weg; datau

smetten se öhne mit Steinen un schimpen, wat se konnen. Denne

vorkropen se sick in Renzelsbarge un keimen nich wedder taun

Vorschien. Seit der Tiet mößten de Lüe in Lauig wedder sülmst

arbeien, un sau is et ok hüt noch.- Uter Renzelsbage ligget noch twei

lüttge Barge bi Lauig: de Sandbage un de Hilgenbarg. De Sandbarg

will woll emal von’n Winne dahenneweiht sein; hei is aber goch

gröter as et högeste Hus in Lauig. Op en Hilgenbarge söllt de

Inwohner von Lauig fräuher öhre Götter anbäet hebben. Noch hüt

ligget ne Masse Steine op düssen Barge, dö wahrschienlich vo’n olen

Altare herröget.- Wenn’n von Lauig na Scheppau geiht, denne

kummet en tauerst en Enne doch Fuhrenholt un denne op en

Riesebarg. In olen Tieten ging hier emal en Riese. Da spöre hei, dat

hei wat in’n Schauh harre un schüddele nu dä ganze Bescherung an

de Ere; dat is nu use Riesebarg. As Kinder leigen wi fräuher in’n

Fräujahre un Sömmer balle jeden Sönndag op en Riesebarge, spelen

Soldaten, pflücken Waldmester oder Blaumen un brochten üsch denn

ok ümmer en paar hasselne Knüppels midde n’besten Stock kreg

natürlich use Herr Kantor. Mick is et aber mal sau ergahn, dat ick mit

miener eigen’n Stocke de ersten Släge kreg; von da af hebb’ ick

keinen Stöck wedder middebrocht. – Wenn in Juli de Himbeeren

riepet, denne liet dat halbe Dörp op en Riesebarge un plücket, et

morgens Klocke siewe kann’n schon wecke losgahn seihn. In der Tiet

mag en mannigen Emmer vull Himbeeren von Holte herunderehalt

weren! _ De Riesebag hört grötstendeils tau Lauig. Mit en Elme is et

anders. Bi dä BVordeilunge hätt de Lauigschen emal nich opepasset,

un sau is denn dat schöne Bäukenholt in andere Hänne komen.

'n betten von der Lauigschen Feldmark

De Gegend östlich von Lauig hett „dat Filsch“. Se hat öhren Namen

von den drögen, filschigen Bodden; wenn in Sömmer en

ordentlichen Sturm kummt, denn is hier alles ein Stoff. Dat Filsch is

kulturgeschichtlich berühmt, denn hier hätt schon in er Steintiet

Minschen elewet. Dat bewieset üsch dä veelen Steinbiele un

Pielspitzen, dä hier schon efunnen sünd. Ok Bronzeurnen sund in

düsser Gegend schon utegraben un utepläuget, veele davon kann’n in

Bronswik in’n Museum seihn. – Hindern Filsche liet dat

Schoderstedtsche Feld. Dat Dörp Schoderstidde, wat hier elegen hat,

sall in Jahre 1223 Friedages na’n Dage von St. Beit den Märtnrer

dorch en Erdbeben unneregahn sein. Sau vortellt et de Mönneke von

Riddershusen in’ner Chronik. Schoderstidde mot en ganz böset Dörp

eweft sein, denn wecke Lüe segget, taur Strafe for dä veelen

Slechtigkeiten, dä de Schoderstiddesche edan härren, härre de leiwe

Gott Pech un Sweffel von Himmel eregent, un sau wörre dat Dörp

unneregahn. Hüte sünd an dä Stidde Sandkuhlen, un dä Lauigsche

witte Sand ward wiethen vorschicket. „Martens Kamp“ in er Nächte

hat sienen Namen sicher na sienen fräuheren Besitter. _ Westlich von

Lauig liet „de Hässel“. Dä Gegend hett sau wahrschienlich, weil

fräuher hier twüschen Elm un Riesebarg ok noch Holt stund,

besonders veel Hasselbüsche. Darume gift et ok noch en „Baukbarg“

nah Borm hentau, weil da fräuher veele Bäuken wussen. Seiht en

von’n Baukbarge na Lauig, denne kummet en an’n „Kleibarg“ vorbie,

dä wegen sienen Kleibodden sau enennet, ward. Hier kann’n noch

veele Belemniten finnen; „Kauhsteine“ nennen wi dä

zigarrenähnliche Gebilde ümmer. Dat Land an Kleibarg is ganz vull

von sönnen Vorsteinerungen, ofte wert ganze Wagens vull

herunneresammelt.

De Bewohner von Lauig

De Bewohner von Lauig sünd meistendeils Ackerburen un

Handwerker. De Landwirtschaft is vorschiedenartig, weil alle

Boddenarten ume Lauig vorträen sünd. Op en lichten Bodden wasset

Roggen un Kartuffeln, vorn Elme op Lehmbodden Weiten un

Räube, un denn wieder nist mehr wassen will, sau wie in’n Filsche, da

ward Spargel anelegt. Mit Spargel hat sick denn ok schon maniger

arme Mann ut er Not ehuepen. Hütigendages kann da keiner mehr

middeklöhren, wenn hei keinen Spargel hat. Sau hebet sick denn de

Wollstand in Lauig ümmer mehr.


Lage des Dorfes

Lauingen liegt zwischen Elm im Süden und Hasenwinkel im Norden,

zu Füßen des Ränzelsbergs, unweit des Rieseberger Moores.

Seit der Gebietsreform gehört Lauingen zur Stadt Königslutter im

Landkreis Helmstedt.

Das Dorf umfaßt eine Größe von 11,02 km

Einwohner wurden am 01.01.2004 mit Hauptwohnsitz 879

angegeben. Dazu kamen noch 64 Einwohner mit Nebenwohnsitz in

Lauingen.

Die niedrigste Stelle ist an der Kreuzung Gänsemorgen Ecke

Kreuzbreite mit 102,7 m, die höchste auf dem Ränzelsberg mit 126,5

m über NN.

Etwa 1 km in südlicher Richtung lieg t die Bundesstraße 1.

Von Lauingen aus sind es 2 km bis Königslutter und 7 km bis zur A2.

Über die B1 erreicht man bequem Braunschweig bzw. Helmstedt. Den

Weg nach Wolfsburg findet man über die Kreisstraße 4, die durch

Lauingen verläuft.


Die Landschaft von Lauingen –

Wanderung in fernen Zeiten

Von Karl-Friedrich Weber

Lauingen ist eine sehr alte Siedlung. Wir wissen auch, dass in grauer

Vorzeit Menschen in unserer Landschaft lebten, lange bevor das

Dorf entstand.

Aber sind wir uns eigentlich bewusst, wie unvorstellbar weit die

Entstehung dieser Landschaft in die Erdgeschichte zurückreicht, wie

Hügel, Täler und Böden entstanden sind, bevor die Menschen das

Bild der heutigen Kulturlandschaft geprägt haben?

Machen wir doch einfach einen längeren Spaziergang durch die

Feldmark Lauingen, zum Beispiel über den Heiligen Berg zum

Rieseberger Moor. Der Boden ist sandig, kein Lehm klebt an den

Schuhen. In der Sandgrube der Familie Knust ist der Sand weiß und

sauber. Er besteht fast aus reinem Quarz. Über 60 Millionen Jahre ist

es her, dass große Flüsse diesen Sand aus südöstlicher Richtung hier

abgelagert haben. Er ist der Rest verwitterter Gebirge aus

Granitgesteinen, die nichts anderes als erkaltete Gesteinsschmelzen

sind. Andere Minerale wie Feldspat und Glimmer sind zerfallen, ihre

Bestandteile haben sich vielfach verändert, sind zu Ton geworden,

von Pflanzen aufgenommen oder in den Wasserkreislauf gelangt.

Den Quarz konnte keine Pflanze gebrauchen, er blieb über und

gelangte von den Flüssen mitgeschleppt schließlich ins Meer. Und

tatsächlich finden wir aus der nachfolgenden Tertiärzeit Meeressande

in der Lutterheide. Bis zu 300 m mächtige Sand- und

Kiesablagerungen sind so entstanden.

Quarzsand ist kein Nährstoff und er kann auch kein Wasser

speichern. So wachsen auf den trockenen Hügeln nur Pflanzen, die

auch Trockenzeiten überleben können oder an das Grundwasser

gelangen. In geschichtlicher Zeit konnte deshalb nur eine Vieh- und

Ackerwirtschaft entstehen, die an die kargen Bedingungen angepasst

war, wie z.B. Schafwirtschaft und Roggenanbau.

Ob in Richtung Königslutter oder in Richtung des Rieseberges - vom

Heiligen Berg blicken wir über sanfte Mulden. Lauingen liegt in einer

dieser Vertiefungen. Wir fragen uns, wie sie wohl entstanden sind

und können kaum glauben, dass unser Raum in erdgeschichtlich

junger Zeit der letzten zwei Millionen Jahre mehrmals von großen

Eismassen überfahren wurde, die bis nach Thüringen vorrückten,

bevor ihre Kraft erlahmte. Tauten die Eismassen in wärmeren

Phasen ab, kamen die Pflanzen und Tiere wieder, zuletzt auch die

frühen Menschen. Das geschah mehrmals. Nur in der letzten, der

Weichselkaltzeit, die erst vor 11 000 Jahren zuende ging und der

heutigen Warmzeit weichen musste, kam das Eis nicht bis zu uns,

blieb an der Elbe stehen. Bitterkalt war es trotzdem, Wald konnte

nicht existieren. Der Wind wehte unablässig über die Kältesteppe,

blies den Sand vor sich her, formte so die Ausblasungswannen in der

Lutterheide und baute vor dem Rieseberg ein Feld von Lang- und

Bogendünen auf, während Heiliger Berg, Ränzelsberg und Haid-Berg

stehen blieben.

 


Es wurde wärmer, der Wald kam wieder und schützte die Dünen vor

Erosion. So können wir auch heute in den Lauinger Fuhren durch

eine Dünenlandschaft wandern.

Da, wo die ausgeblasenen Mulden bis an den späteren

Grundwasserspiegel reichten, konnte es zu Moorbildungen kommen.

Bruchwiesen und Rieseberger Moor entstanden auf diese Weise.

Wir sind aufmerksame Naturbeobachter und so fällt uns auf, dass

oftmals über dem feinen Sand der Lutterheide eine dünne Schicht

Kiese und Steine liegt, manchmal sogar ein richtiger Findling

ausgepflügt und am Feldrand abgelegt wurde. Granite oder

Sandsteine sind es oftmals. Das Eis hat sie verschleppt aus ihrer

Heimat Skandinavien. Eigentlich sind sie erdgeschichtliche

Zugereiste oder Neubürger bei uns. Das Alter dieser Steine jedoch

übersteigt unsere Vorstellungskraft. Manche sind 1,8 Milliarden Jahre

alt, entstanden tief im Inneren mächtiger Gebirge in der Nähe des

Südpols, die als Teil einer Landmasse der Erdkruste wie eine

Eisscholle langsam nach Norden gedriftet und durch Verwitterung

eingeebnet sind. Sie haben die Granite und Gneise aus ihrem Bauch

freigegeben und Äonen später dem eiszeitlichen Zug auf große Fahrt

nach Lauingen anvertraut.

Heute ist dieser Teil der Lauinger Flur durch die Spuren

menschlicher Bewirtschaftung geprägt. Der lichte Eichen-Birken-

Laubwald der Nacheiszeit veränderte sich, nachdem vor etwa 3000

Jahren Buche und Hainbuche ihren Siegeszug antraten. Später wurde

der Wald gerodet oder vom weidenden Vieh gefressen. Besenheiden,

durch Wandertriften miteinander vernetzt, entstanden durch eine

bäuerliche Ökonomie, die sich dem kargen Untergrund anpasste.

Tiere und Pflanzen trockener Heiden, magerer Sandäcker oder

Moorwiesen fanden sich ein und lebten mit den Menschen in enger

Gemeinschaft. Im 19. Jahrhundert trug diese Wirtschaft nicht mehr.

Eine immer intensivere Landwirtschaft veränderte den Lebensraum

und verdrängte Filzkraut, Sandstrohblume, Bergsandglöckchen und

Kornblume von den Ackerfluren. Grasnelke, Sandthymian, Ähriger

Ehrenpreis und Deutscher Ginster retteten sich an die Feldränder

und auf die Triftwege. War der Boden zu mager für Ackerbau, wurde

er mit Kiefern aufgeforstet, was leider auch heute noch mit

staatlicher Förderung geschieht. Heute künden nur noch der

Heidehügel im Moor und einige kleine Refugien an den Wegerändern

von dieser ehemals großartigen Landschaft.Durch die

Wasserschutzkooperation Puritzmühle, die die Landwirte dafür

entschädigt, dass sie extensiver wirtschaften und angepasst düngen,

aber auch durch den Flächenerwerb des Bundes für Umwelt und

Naturschutz Deutschland (BUND) gibt es vielleicht in allerletzter

Minute die Hoffnung, dass das anhaltende Aussterben von Tieren

und Pflanzen der ehemaligen Heidelandschaft gestoppt werden kann.

Wenden wir uns auf unserem Spaziergang dem Rieseberg zu und

kehren noch einmal tief in die Erdgeschichte zurück.


Sein artenreicher Eichen-Buchenwald steht auf Keuperlehmen und

Muschelkalk, die im Erdzeitalter der Trias vor über 200 Millionen

Jahren entstanden. Mal waren es Ablagerungen riesiger Flusssysteme

in wüstenhafter Zeit, mal Myriaden Kalkschalen von Muscheln,

Ceratiten, Seelilien und anderen Tieren in einem warmen Meer. Sie

bildeten mächtigte Bänke, wie überhaupt unsere Landschaft öfter

Meeresboden als Festland war. Tief unter diesen Schichten lagern

mehrere hundert Meter mächtige Salzbänke, Abscheidungen eines

flachen und heißen Meeres, dessen Wasser immer wieder

verdunstete. Aber auch in den langen Zeiträumen nach der Triaszeit

legten sich kilometerdicke Sedimente über die Schalenfriedhöfe des

Muschelkalkmeeres. Wie konnte es dazu kommen, dass sie trotzdem

heute die Oberfläche bilden und auf ihnen heute Buchen wachsen?

Das Gewicht der überlagernden Gesteinsschichten und der Auftrieb

des etwas leichteren Salzes führte zum Aufstieg mächtiger Salzstöcke.

Sie wölbten das Deckgebirge auf. Rieseberg und Dorm, Elm,

Heeseberg und Asse sowie viele andere Erhebungen sind auf diese

Weise entstanden. Das Salz wurde so zum Motor unserer heutigen

Landschaft. Der Rieseberg liegt an der Südwestflanke eines großen

Salzstockes, der dicht unter Ochsendorf und dem Dorf Rieseberg

liegt. Der frühere Kalibergbau in Beienrode zeugt von seiner

Existenz.

Heute ist der Rieseberger Wald ein Juwel der Natur, geschaffen

durch jahrhunderte dauernde bäuerliche Waldnutzung, die auch die

Geschichte des Dorfes Lauingen entscheidend prägte. Er wurde

unter Naturschutz gestellt und ist Teil eines Schutzgebietssystems,

das die Lebensvielfalt in ganz Europa für die Zukunft bewahren soll.

Das Forstamt Elm bemüht sich seit dreißig Jahren, das Erbe

bäuerlicher Nutzung trotz andersartig er Anforderungen der heutigen

Zeit fortzuführen. Teilen des Waldes, die langfristig wieder Urwald

werden sollen, stehen Flächen gegenüber, in denen kräftig Holz

entnommen wird, damit die Kronen der alten Eichen und

Hainbuchen nicht von jungem Wald bedrängt werden und auch für

kommende Generationen Zeugen der Vergangenheit und Heimstatt

einer großen Lebensvielfalt bleiben.

Sicher werden wir nach unserem Rundgang die langen Zeiträume

nicht ganz einordnen können, in denen die Landschaft geformt

wurde. Einigen Zeitaltern sind wir in der Feldflur nicht begegnet. Wir

hätten sonst über die Bahn in Richtung des Elmes wandern müssen.

Vielleicht später einmal, wir haben viel Zeit angesichts der langen

geologischen Zeitgeschichte.

Aber einen kleinen Zipfel zu erhaschen von den Wundern und

Geheimnissen dieser Geschichten aus grauer Urzeit, spannender als

jeder flache Krimi, dieses Erlebnis sollten wir uns gönnen. Vielleicht

sehen wir das Land vor unserer Haustür danach mit ganz anderen

Augen, spüren dessen Verletzlichkeit und den schleichenden Verlust

seiner Eigenart. Bewahren und schützen können wir nur, was wir

kennen. Was kann es also sinnvolleres geben, als sich im Jahr des

Lauinger Jubiläums auf einen Weg in die Vergangenheit zu begeben,

um daraus Kraft und Einsicht für die Zukunft zu schöpfen?



Archäologische Fundplätze rund um Lauingen

Von Dr. Monika Bernatzky

 

Der Naturraum

Die Gemarkung Lauingens liegt im ostbraunschweigischen

Hügelland in der nördlichen Helmstedter Mulde. Sie erstreckt sich

zwischen Elm, Rieseberg und dem Rieseberger Moor und umfaßt

damit recht unterschiedliche Naturräume.

Während in den Hanglagen des Elms in etwa bis zur Bahnstrecke

gute Ackerböden, lehmig sandige Braunerden mit Bodenwertzahlen

zwischen 55 und 70 vorherrschen, sind nördlich davon bis zum

Rieseberg Böden sehr viel geringerer Güte, überwiegend trockene

grundwassernahe podsolierte Sandböden, anzutreffen. Bis zu seiner

Trockenlegung war das nordöstliche Gebiet der Gemarkung

zwischen Heiligem-, Butter- und Wolfsberg vom Rieseberger Moor,

einem ausgedehnten Flachmoor, bestimmt.

Im Nordwesten schließlich erhebt sich am Rand der Helmstedter

Mulde der bewaldete Rieseberg – in den unteren Lagen mit

Kiefernwäldern, in den oberen mit Buchen-, Hainbuchen- und

Eichenwäldern bestanden.

 

Eiszeitliche Jäger an den Hängen des Rieseberges (12500 –

9600 vor Chr.)

Die ältesten Spuren der Anwesenheit des Menschen am Rieseberg

gehen bis in die Zeit des Jungpaläolithikums um 12 500 vor Chr.

zurück, als Rentierjäger, die der “Hamburger Kultur“ zugerechnet

werden, an seinen Hängen lebten. Damals konnten aufgrund einer

allmählichen Erwärmung erstmals Jägergruppen in den zuvor

menschenfeindlichen Raum Norddeutschlands vordringen. Der

Rieseberg gehört zu den südlichsten Fundpunkten dieser Kultur. Die

Jäger waren darauf spezialisiert, ihre Lagerplätze dort anzulegen, wo

die Rentierherden auf ihren Frühjahrs- oder Herbstwanderungen

vorbei kamen und sich reiche Beute erzielen ließ. Sie stellten

charakteristische Geschoßspitzen aus Feuerstein, sogenannte

Kerbspitzen her, die vermutlich bereits als Pfeilspitzen dienten und

demnach das älteste Vorkommen von Pfeil und Bogen markieren

würden. Auf den Äckern am nördlichen Hang des Rieseberges sind

wenige Lesefunde solcher Kerbspitzen bekannt geworden.


Nach einer rund 1000-jährigen warm-feuchten Periode, in der der

Wald nach Mitteleuropa zurückkehrte, gab es ab 10800 vor Chr.

einen erneuten Kälterückschlag. Für 1200 Jahre herrschten nochmals

kaltzeitliche Bedingungen. Wiederum sind es spezialisierte

Rentierjägergruppen, die sich mit der sogenannten „Ahrensburger

Kultur“ am Rieseberg nachweisen lassen. Charakteristisch sind

Pfeilspitzen mit einer gestielten Basis, die in einen Holzschaft

eingesetzt wurden. Aus dieser Zeit sind im Ahrensburger Tunneltal

bei Hamburg die ältesten bekannten Pfeilschäfte aus Kiefernholz

nachgewiesen worden. Am nördlichen Rieseberg sind mehrere

solcher „Stielspitzen“ als Oberflächenlesefunde von aufmerksamen

Sammlern aufgesammelt worden.

Auch wenn für diese Epochen bisher keine Funde aus der

Gemarkung Lauingen bekannt sind, können wir doch annehmen, daß

das gesamte Umfeld des Rieseberges zum Lebensraum dieser

Rentierjägergruppen gehörte.

 

Jäger und Sammlerinnen in den Wäldern der Nacheiszeit

Ab 9600 vor Chr. setzte eine rasche Erwärmung ein, in deren Folge

sich der Wald allmählich ausbreitete und Waldtiere wie Auerochse,

Rothirsch, Elch, Reh und Wildschwein bei uns heimisch wurden. Die

Archäologie bezeichnet diese Zeit als Mesolithikum, d.h.

Mittelsteinzeit. Entsprechend der veränderten Umwelt änderten sich

die Nahrungsgewohnheiten. Bei den Jagdtieren bildeten jetzt

Rothirsch und Reh die wichtigste Beute. Daneben kam dem

Fischfang eine wachsende Bedeutung zu. Eine intensiv genutzte

Nahrungsquelle wurde die Haselnuß, die sich in den lichten

nacheiszeitlichen Wäldern massiv ausbreitete. Sicherlich sind

daneben Beeren, Früchte und andere pflanzliche Nahrung gesammelt

worden. Der Hund gehörte ab dieser Zeit zum ständigen Begleiter

des Menschen.

Aus einem späten Abschnitt des Mesolithikums sind aus der

Gemarkung Lauingen am südlichen Hang des Rieseberges

Feuersteingeräte wiederum als Oberflächenlesefunde bekannt

geworden. Zahlreiche winzige sorgfältig zugerichtete

Feuersteingeräte zeugen von einem Lagerplatz von Jäger- und

Sammlergruppen am Rande einer ehemaligen Bachniederung. Die

kleinen, oft als Dreiecke oder Trapeze zugeschlagenen Geräte sind

typisch für das Mesolithikum. Mit Birkenpech wurden mehrere von

ihnen als Widerhaken in Pfeile, Harpunen und Speere eingesetzt. Mit

einiger Sicherheit steht dieser Fundplatz, der regelmäßig von

Sammlern begangen wird, für eine Vielzahl solcher ehemaligen Lager

am Fuß des Rieseberges.

 

Geschliffene Beile und Äxte – die ersten Bauern

Sehr viel später als auf den fruchtbaren Schwarzerdeböden des

Südkreises um Elm und Heeseberg hielt die bäuerliche

Wirtschaftsweise in den Gebieten nördlich der Lößgrenze Einzug.

Auf den Lößbörden sind bereits ab 5500 vor Chr. erste bäuerliche

Siedlungsgemeinschaften nachzuweisen. Sie gehörten zu der nach

ihren charakteristischen Gefäßen benannten bandkeramischen

Kultur, die ein enormes Verbreitungsgebiet zwischen dem Schwarzen

Meer und dem Ärmelkanal besaß.

Im nördlichen Kreisgebiet mit den Böden geringerer Qualität setzte

sich die neue Wirtschaftsweise erst 1000 bis 2000 Jahre später durch.

Vereinzelte Funde von bandkeramischen Beilen wie aus den

Nachbarorten Bornum, Rieseberg und Rotenkamp zeigen aber an,

daß durchaus Kontakte zu den bäuerlichen Nachbarn bestanden. Die

Jungsteinzeit ab 5500 vor Chr. bezeichnet die Archäologie als

Neolithikum.

Erst aus der Zeit des Mittelneolithikums im 4. Jahrtausend vor Chr.,

als bei Helmstedt und Groß Steinum die Großsteingräber errichtet

wurden, lassen sich in der Gemarkung Lauingen Funde nachweisen.

Es handelt sich vor allem um geschliffene Steinbeilklingen aus

Felsgestein und Feuerstein, die in hölzerne Schäfte eingesetzt,

unentbehrliches Werkzeug bei allen anstehenden Holzarbeiten waren.

Viele dieser Geräte sind bereits im 19. oder frühen 20. Jahrhundert

gefunden worden und lassen sich nicht mehr einem genauen Fundort

zuweisen. Aber auch in der jüngeren Zeit haben Sammler

neolithisches Material in der Gemarkung Lauingen gesammelt. So

liegt an der Scheppau dicht bei der Ortschaft Scheppau ein

Fundplatz, der zahlreiche Feuersteingeräte, darunter eine sorgfältig

zugerichtete Pfeilspitze der Jungsteinzeit erbracht hat. Diese Funde

gehören in das 4. und 3. vorchristliche Jahrtausend.

Bereits an das Ende der Jungsteinzeit sind sorgfältig gearbeitete

Felsgesteinäxte zu stellen, die vermutlich Metallvorbildern

nachgearbeitet, vor allem Rang- und Würdeabzeichen ihrer Besitzer

waren. Ein vollständig erhaltenes Exemplar einer solchen Axt mit

sehr schmalem Nacken und leicht geschwungenem Axtkörper konnte

Klaus Ehrlichmann 1968 am Heiligen Berg in einem Lesesteinhaufen

aufsammeln. Es gehört zur sogenannten Einzelgrabkultur, die zu den

schnurkeramischen Kulturen zu rechnen ist (um 2500 vor Chr.).

Möglicherweise ist die Axt letzter Überrest einer Grabausstattung

dieser Zeit. Ein weiteres Fragment, das im Bohrloch gebrochen ist,

wurde am Südhang des Rieseberges nordwestlich des Sportplatzes

gefunden.


Feuersteindolch und Armringe aus dem Moor - Bronzezeit

Vermutlich bereits in die Bronzezeit gehört ein sorgfältig beidseitig

flächig mit Retuschen (muschelförmige Abschläge) zugerichtetes

Gerät aus Feuerstein, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts „in den

Spargelfeldern von Lauingen“ gefunden wurde. Seine Form erinnert

an eine Speerspitze, es handelt sich jedoch wahrscheinlicher um ein

Gerät, das wie ein Dolch oder Messer zum Schneiden gebraucht

wurde. Solche Geräte oder auch regelrechte Feuersteindolche sind

typisch für die beginnende Bronzezeit (um 2000 vor Chr.), als in

Mitteldeutschland bereits die Metallverarbeitende Aunjetitzter Kultur

ansässig war, in den nördlicheren Regionen jedoch noch weiter in

steinzeitlichem Milieu gelebt wurde.

Eine regelrechte Berühmtheit aus der Lauinger Bronzezeit ist ein

Fund von vier Armringen aus Bronze, die 1818 von Arbeitern beim

Torfstechen im Rieseberger Moor gefunden wurden. Von den vier

Ringen, die aufgrund ihrer eigentümlichen Form zunächst als

Sarghenkel angesprochen wurden, gelangten drei über die

Torfadministration und die Fürstliche Kammer ins Herzogliche

Museum nach Braunschweig. Hier geriet dann ihr Fundort für rund

100 Jahre in Vergessenheit, bevor sie 1910 „wieder entdeckt“ wurden

und als „Lauinger Bronzeringe“ einen festen Platz in der

Vorgeschichtsforschung bekamen. Heute ist auch von diesen drei

Ringen einer verschollen. Die zwei noch im Braunschweig ischen

Landesmuseum, Abteilung Archäologie in Wolfenbüttel zu

bewundernden Schmuckstücke sind hohl, vermutlich über einen

Tonkern gegossen und geschlossen. Ihr Umriß ist steigbügelartig. Die

erhaltenen Ringe sind aufwändig mit einem eingravierten

Linienmuster und vier breiten Rippengruppen an der flachen Seite

verziert. Das Linienmuster besteht aus konzentrischen Kreisen und

Halbkreisen sowie punktgesäumten Schlingbändern. Der

verschollene Ring war massiv gegossen und offen. In ihrer

Erstverwendung haben sie vermutlich als Armringe gedient und sind

dann als Opfer im Moor niedergelegt worden. Sie gehören in die

jüngere Bronzezeit um 1000 vor Chr. und spiegeln das Brauchtum

dieser Zeit. Hunderte von wertvollen Sachgütern sind damals in

Flüssen, Seen und Mooren an besonderen Stellen versenkt worden.

Die Forschung nimmt heute an, dass dies überwiegend aus religiösen

Gründen geschah, um sich die Gunst der Götter für jenseitige oder

auch hiesige Ziele zu sichern. Die Ringe waren sicherlich wertvoller

Besitz ihrer Trägerin. Die Handwerker, die sie herstellten, verfügten

über sehr gute Kenntnisse der Metallverarbeitung und fertig ten sie

nach Vorbildern, die im hessischen Raum zu Hause waren. Hier sind

sie eine geläufige Ringform der Zeit um 1000 vor Chr.

 

Urnenfriedhöfe - Eisenzeit

Ohne kulturelle Umbrüche erfolgte in unserer Region der Übergang

von der Bronze- zur Eisenzeit. Dies zeigt sich auch an dem Fundgut

einer Siedlung der frühen Eisenzeit (7. Jh. vor Chr.), die auf dem

Gelände der Schweinemastanlag e westlich des Ortes gelegen hat.

Ausschnitte dieser Siedlung konnte die Kreisarchäologie im Jahre

2001 im Zuge einer Notgrabung während der Bauarbeiten

untersuchen. Die schlichten, zumeist unverzierten Keramikgefäße

stehen

in der Töpfertradition der späten Bronzezeit. Von der Siedlung

konnten Vorratsgruben, die später als Abfallgruben genutzt wurden,

und eine Reihe von eingetieften Feuerstellen mit zahlreichen im

Feuer zerbrochenen Steinen dokumentiert werden. Eine ehemalige,

nach unten verbreiterte Speichergrube war über 2 m in den

anstehenden Sandboden eingetieft worden. Sie diente vermutlich als

Getreidespeicher. Auch Tierknochen von Schwein und Rind gehören

zum Fundmaterial. Von den Wohnhäusern, die, wie in der gesamten

Vorgeschichte üblich, aus Holz, Geflecht und Lehm erbaut waren,

konnten keine Spuren erfaßt werden. Die eisenzeitliche Dorfstelle lag

an einem flachen Hang oberhalb einer Senke, in der vermutlich ein

Bach geflossen ist, der für das notwendige Wasser sorgte.

Diese Siedlung ist die erste eisenzeitliche Dorfstelle, die in der

Gemarkung Lauingen dokumentiert werden konnte.

Dagegen sind Gräber der Eisenzeit in großer Zahl rund um Lauingen

nachgewiesen.

Leider sind um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert

bei dem damals sehr intensiv betriebenen Spargelanbau komplette

eisenzeitliche Friedhöfe zerstört worden. So ist überliefert, daß links

des Weges von Lauingen nach Scheppau im Winkel mit der

Lüneburger Straße ein großer Steinkistenfriedhof mit

Urnenbestattungen zerstört worden ist. Die Steinkisten standen in

Reihen und waren so zahlreich, daß die Platten fuderweise an die

Chausseeverwaltung zum Straßenbau verkauft wurden. Von den

Urnen hat sich soweit bekannt keine Scherbe erhalten. Es ist gut

möglich, daß dieser Friedhof zu unserer Siedlung gehörte, da solche

Gräberfelder überwiegend in die früheste Eisenzeit des 7. Jh. zu

datieren sind.

Auf dem Sandberg westlich von Lauingen lag ein weiterer

eisenzeitlicher Friedhof, der ausweislich der bisher bekannten Funde

in den folgenden Jahrhunderten als Bestattungsplatz diente.

Nachdem schon längere Zeit bekannt war, dass hier in der Sandgrube

des Landwirtes Knust immer wieder vorgeschichtliche Keramik und

Knochen zutage kamen, konnte Dr. Niquet vom

Braunschweigischen Landesmuseum 1972 eine kleine archäologische

Untersuchung durchführen. Er dokumentierte zwei bereits sehr

zerwühlte Brandgräber, von denen eines in die Eisenzeit und eines in

die römische Kaiserzeit zu stellen ist. Die Grabgefäße der Eisenzeit

zeigen eingeritzte geometrische Muster in Form von Zick-

Zackbändern und Sparren und sind der sogenannten Nienburger

Kultur zuzurechnen. Die zugehörige eiserne Nadel mit einer

charakteristischen schläg enförmigen Ausbiegung gehört in die frühe

Eisenzeit des 6./5. Jh. vor Chr.

Das berühmteste und größte eisenzeitliche Gräberfeld liegt jedoch in

den Fuhren an der Straße nach Rieseberg. Es handelt sich um einen

der fundreichsten und interessantesten Friedhöfe der Eisenzeit im

Braunschweiger Land. Wie viele seinesgleichen ist er jedoch bereits

im 19. und frühen 20. Jahrhundert von Privatsammlern regelrecht

geplündert worden. Diese waren allein auf die Gewinnung möglichst

vieler und schöner Altertümer aus und haben nur wenig oder gar

nichts über die Fundumstände aufgezeichnet. Dies sind jedoch

unerläßliche Angaben, um solch ein Gräberfeld geschichtlich zum

sprechen zu bringen.

Bereits 1868 und 1869 hat der Domprediger Thiele „Ausgrabungen“

vorgenommen. Da er an einem Tag 18 Urnen ausgehoben hat, ist

leicht vorzustellen, mit welch geringer Sorgfalt zu Werke gegangen

worden ist. Ebenfalls auf reinen Funderwerb war der Mühlenbesitzer

Mülter aus, der wiederholt auf dem Friedhof gegraben hat. Dasselbe

gilt für den Apotheker Lüddecke aus Königslutter sowie die 2.

Generation Mülter, die sich in die wenig ruhmvolle Reihe von

„Ausgräbern“ stellen lässt.

Die wenigen Angaben zu Grabbau und zur Anlage des Friedhofes

lassen sich folgendermaßen zusammenfassen: Die Brandgräber

fanden sich in niedrigen kleinen Grabhügeln von 40 bis 80 cm Höhe.

Meist waren wohl mehrere dicht beieinander liegende Bestattungen

in einem Hügel anzutreffen. Die Urnen standen überwiegend ohne

umgebende Steinpackung nur wenig eingetieft im Sandboden.

Neben Urnengräbern, bei denen die verbrannten Überreste der

Toten, der sogenannte Leichenbrand in einem Tongefäß beigesetzt

worden ist, fanden sich auch Brandgräber, bei denen der

Leichenbrand ohne Urnenschutz dem Boden anvertraut worden ist.

Zahlreiche Urnengräber hatten eine Schale als Abdeckung, jedoch

sind niemals weitere Gefäße neben der Urne, sogenannte Beigefäße,

beobachtet worden.

Das Fundmaterial des Friedhofes ist vielfältig und umfasst vor allem

Bestandteile der Tracht wie Nadeln und Fibeln als Kleiderschließen,

Gürtelhaken, Perlen, Halsringe Ohrringe und Ketten. Diese Funde

lassen sich zeitlich gut bestimmen. Demnach hat das Lauinger

Gräberfeld von der Zeit um 400 vor Chr. bis in das 1. vorchristliche

Jahrhundert bestanden, wobei der Schwerpunkt auf dem 4. bis 2.

Jahrhundert liegt. Typisch für den älteren Abschnitt waren Nadeln

zum Zusammenstecken der Kleidung, während seit dem Ende des

4. vorchristlichen Jahrhunderts Fibeln, eine Art Sicherheitsnadeln,

nach südlich-keltischem Vorbild als schmückende Kleiderschließen

in Mode kamen. Diese Fibeln durchlaufen stilistische Veränderungen,

die jeweils bestimmten Zeitabschnitten zugewiesen werden können

(Abb. 14). So gibt es auf dem Friedhof Fibeln vom sogenannten

Früh-Latèneschema mit umgebogenem Fibelfuß (4. Jh.),

Mittellatèneschema mit am Bügel befestigtem Fibelfuß (3./2.Jh.) und

vom Spätlatèneschema mit fest verbundenem Fuß und Bügel (1. Jh.

vor Chr.).

Die Urnen sind zumeist klar gegliederte Gefäße vom sogenannten

„Typ Lauingen“, die überwiegend in das 4. bis 2. vorchristliche

Jahrhundert zu stellen sind.

Offensichtlich gab es auf dem Friedhof auch herausragende

Bestattungen, wie ein Grab mit einem kunstvoll gearbeiteten

Halsring, der ebenfalls nach keltischem Vorbild gefertigt wurde. Er

besteht aus einem eisernen Ring als Kern, der einen Überzug aus

Bronzeblech erhalten hat und beiderseits kugelförmig endet. Der

Bronzeüberzug ist aus abwechselnd breiten und schmalen verzierten

Wülsten gebildet. Ein weiteres Grab enthielt offensichtlich

Bestandteile von Pferdezaumzeug, ein anderes vermutlich

Bestandteile eines Wagens.

Wir haben mit diesem eisenzeitlichen Friedhof einen Fundkomplex

vorliegen, der bei sachgemäßer Bergung und Dokumentation

sicherlich sehr viel mehr Aussagen zur sozialen Gliederung der

damaligen Bevölkerung zugelassen hätte.

Aber auch in der auf uns überkommenen Form belegt er eine

bäuerliche Bevölkerung, deren einzelne Familien ihre verstorbenen

Mitglieder vermutlich jeweils in einem Hügel bestatteten. Die

zunehmenden Kontakte dieser Jahrhunderte zwischen Germanen

und dem keltischen Süden führten zu einem regen kulturellen

Austausch, in dessen Folge Fibeln und andere Schmuckstücke nach

keltischem Vorbild im Norden getragen wurden. Vermutlich gelang

es einzelnen Familien, die verstärkt wirtschaftliche und soziale

Kontakte mit dem Süden pflegten, eine herausragende Stellung

innerhalb der Gemeinschaft zu erlangen und diesen Status mit

entsprechenden „Prestigeobjekten“ wie Halsreifen, Pferdegeschirr

und Wagen auch über den Tod hinaus zu demonstrieren. Aufwändig e

Halsreifen, Reiterei und Wagen kennzeichneten einen adeligen

Lebensstil nach südlichem Vorbild.

Das Besondere an den eisenzeitlichen Friedhöfen aus Lauingen ist,

dass sich in der Gemarkung die gesamte rund 700 Jahre währende

Epoche der Eisenzeit kontinuierlich mit Grabfunden belegen läßt.

Daraus können wir schließen, dass auch kontinuierlich Siedlungen

bestanden haben. Ähnlich wie bei den Friedhöfen ist es dabei

vermutlich immer wieder zu Ortsverlagerungen gekommen. Fassen

können wir bisher nur die früheste eisenzeitliche Siedlung des 7.

Jahrhunderts auf dem Gelände der Schweinemastanlage.

Weitere Urnenfriedhöfe in der Gemarkung Lauingen sind lediglich

durch einige versprengte Hinweise in alten Aufzeichnungen zu

fassen. So sollen sowohl am Heiligen Berg nördlich des Ortes als

auch im Bahneinschnitt südwestlich Urnenfunde gemacht worden

sein. Von diesen ist jedoch nichts in die Sammlungen der Museen

gekommen. Ob sie ebenfalls noch in die Eisenzeit gehören oder

bereits in die nachfolgende römische Kaiserzeit läßt sich nicht mehr

ermitteln.

 

Germanen der ersten nachchristlichen Jahrhunderte

Sicherlich ist auch in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, die

die Archäologie als „Römische Kaiserzeit“ bezeichnet, eine

Besiedlung der Lauinger Gemarkung vorhanden gewesen. Bekannt

sind jedoch bisher nur vereinzelte Funde von Scherben von den

Äckern und wenige Grabfunde.

So sollen westlich des zerstörten Steinkisten-Friedhofes der Eisenzeit

Urnen des 3. nachchristlichen Jahrhunderts gefunden worden sein.

Feldbegehungen in diesem Bereich haben tatsächlich auch heute

noch einige Scherben erbracht, die sich der römischen Kaiserzeit

zuordnen lassen. Das Bruchstück einer eisernen Fibel gehört in das

1. Jahrhundert nach Chr.

Am Sandberg in der Sandgrube Knust westlich des Ortes konnte der

Rest eines Brandgrabes ausgegraben werden, das zwei Reitersporen,

sogenannte „Stuhlsporen“ aus Eisen und Bronze, und einen

rautenförmigen Gürtelbesatz aus Bronze enthielt, sicherlich das Grab

eines germanischen Kriegers des 1./2. Jahrhunderts nach Chr..

Möglicherweise lassen sich die reichen Eisenschlackenfunde, die

ebenfalls westlich der Straße von Lauingen nach Scheppau am

unteren Hang des Rieseberges auf dem Acker von Spangenberg

gemacht worden sind, diesem Zeitabschnitt zuordnen. Von gut

untersuchten Siedlungen dieser Zeit ist bekannt, daß die

Eisenverhüttung regelhaft in Siedlungsnähe betrieben worden ist. Am

Hang des Rieseberges wurde vermutlich anstehendes Raseneisenerz

verhüttet.

 

Von der Völkerwanderungszeit in das Mittelalter

Leider schweigen die archäologischen Quellen bisher für die Zeit des

5. nachchristlichen Jahrhunderts bis in das Mittelalter. Erst aus der

hochmittelalterlichen Zeit des heutigen Dorfes Lauingen sind wieder

Funde bekannt.

Dennoch ist anzunehmen, daß auch in den Jahrhunderten der

Völkerwanderungszeit und des frühen Mittelalters Siedlungen in der

Gemarkung Lauingens gelegen haben. Die Ersterwähnung Lauingens

im 9. Jahrhundert steht nicht für den Beginn der mittelalterlichen

Besiedlung, die Anfänge des Ortes reichen vermutlich in das 8.,

vielleicht auch 7. Jahrhundert zurück.

Erwähnenswert ist eine Flurbezeichnung „Heidenkirchhof“ östlich

von Lauingen, die für einen Friedhof der sächsischen vorchristlichen

Zeit stehen könnte, von dem sich aber keine Spuren erhalten haben.

 

Luftbilder

Verstärkt wird in den letzten Jahrzehnten auch die

Luftbildprospektion zum Auffinden vorgeschichtlicher Siedlungsund

Friedhofsplätze herangezogen. So sind in der östlichen

Gemarkung Lauingens in der Flur „im Filze“ und nördlich des

„Heidenkirchhofs“ Luftbilder gemacht worden, die darauf schließen

lassen, dass hier vorgeschichtliche Siedlungen gelegen haben, deren

Alter wir jedoch nicht kennen.

Vielleicht verbergen sich ja hinter diesen Befunden die bisher

fehlenden Siedlungen der Eisenzeit.

 

Der Name Lauingen

Der Ortsname Lauingen hat im Laufe der Geschichte sich wandelnde

Schreibweisen erfahren.

Die Endung „–ingen“ weist auf eine Gründung in der warnischanglischen

Zeit (250-531 v.Chr., vgl. mit Süpplingen, Schöningen

u.a.). Sie kann „Haus“, „Siedlung“ oder „Grasaue“ bedeuten. Dass

der erste Bestandteil des Ortsnamens den Namen des Gründers

enthält, wie es oft der Fall ist, kann weder bestätigt noch verneint

werden. Zu lesen sind in den Jahren 854 ? Lauingi, 888 ? Lauhingi,

1226 ? Loiwinke, 1318 ? Lowinghe, 1344 ? La- und Lowinge,

1400 ? Lonwinck, 1493 ? Lauwing, danach Lauingen.

 

Das Wappen von Lauingen

Wie in den meisten Ortsteilen der Stadt Königslutter gab es bis 1981

in Lauingen kein Ortswappen. Nach einem Entwurf von Wilhelm

Krieg wurde am 21. August 1981 vom Ortsrat die Umsetzung eines

Wappens beschlossen.

Das neue Wappen weihte man während des Sommerfestes im Juli

1982 feierlich ein.

Die nach dem Reformator Johannes Bugenhagen benannte, unter

Denkmal- und Naturschutz stehende Bugenhagenlinde wird im

Wappen durch einen zweiblättrigen Spross vertreten. Die Pflugschar

verweist auf die Landwirtschaft und speziell auf das Gut Lauingen.

Der Berg versinnbildlicht den nahen Ränzelsberg.


Abriss der Bau- und Kunstgeschichte der Kirche Lauingen

Von Falko Rost

Der Hauptteil der aus der verwendeten Literatur und den

Aktenbeständen ersichtlichen Informationen bezieht sich auf das

mittelalterliche, vor 1875 abgebrochene Kirchengebäude. Wie so oft

im Stadtgebiet Königslutter (z.B. Bornum, Lelm, Gr.Steinum,

Sunstedt), ist auch in Lauingen die hergebrachte Dorfkirche im 19.

Jh. restlos entfernt worden. Von den aus verschiedenen Stilepochen

angesammelten Bau- und Kunstgegenständen ist fast nichts erhalten

geblieben. Deshalb handelt es sich hier leider nur um die Auflistung

von Erinnerungen. Der 1875/1876 errichtete Neubau ist

glücklicherweise fast im Ursprungszustand erhalten. Er ist wegen

seiner baugeschichtlichen Einordnung im Landeskirchenbereich als

frühe historistische Kirche mit Kreuzgrundriss interessant.

Die Bauepochen sollen aus den Unterlagen möglichst

zusammenhängend und zeitlich aufeinanderfolgend, in Kurzform

dargestellt werden:

Aus: Geschichtliches Ortsverzeichnis (GOV), Bau- und

Kunstdenkmäler des Herzogtums Braunschweig (BuK)

1) Früheste Nachrichten, kirchliche Organisation: Lauingen war

ursprünglich Pfarrkirche, ein sacerdos Fredericus wird 1311 genannt.

Seit 1427 war der Pfarrsitz in Schoderstedt, seit ca. 1522 in Bornum.

Zur Reformationszeit 1568 war Lauingen wieder Pfarrstelle,1646 mit

Filial Rieseberg. Erst 1971 ist Lauingen als Gliedgemeinde im

Pfarrverband Bornum aufgegangen. Das Patronat hatte um 1530 das

Bistum Halberstadt inne, seit dem 17. Jh. das Herzogshaus. Eine

Heiligenwidmung ist nicht mehr bekannt. Von der ehemals größeren

Landdotation, deren Ertrag zum Kirchenbau verwendet wurde, sind

noch 16 Mg. verblieben. Die mittelalterliche Kirche - ein Plan war

noch um 1900 im Pfarrarchiv vorhanden - bestand aus den

gleichfluchtenden Bauteilen Turm, Schiff, Chor und der südlichen 2-

geschossigen Vorhalle (Leichenhaus) mit Eingang zum Schiff. Turm

und Schiff wurden wegen der rundbogigen Schallöffnungen in den

nördlichen und südlichen Turmgiebeln als romanische Ursubstanz

angenommen. Der gleichfluchtende Chor mit geradem Schluss ist

wohl, wie in der Umgebung häufig, im 15. Jh. hinzugefügt worden.

Ein gotischer Abendmahlskelch dieser Zeit ist erhalten, aus den

Resten im Pfarrgarten darf man auf die mittelalterliche Taufe

schließen.

Aus: Landeskirchliches Archiv, WF (LK-Archiv): Lauing en

Kirchenbau 1866-1895, Corpus bonorum von 1752 :

2) Der Innenraum hatte bis ca. 1790 noch weitgehend mittelalterliche

Bausubstanz und nachreformatorische Einrichtung, wie folgt: Alte

Kirche in Umfassungsmauern und Dachwerk hohe Festigkeit, jedoch

zu eng und dunkel. Im überwölbten Erdgeschoss des Turmes war

nach 1629 von den damaligen Gutsbesitzern v. Schenk ein

Erbbegräbnis eingerichtet worden. 1730 ist der Eingang zum Schiff

vermauert und das Begräbnis nicht mehr benutzt worden.

Die seit 1693 das Gut besitzende Familie Müller, seit 1791 Müller v.

Lauingen, durfte 1730 ein eigenes Erbbegräbnis im Winkel zwischen

Turmsüd- und Vorhallenwestseite erbauen. Das 2-geschossige, im

Erdgeschoss überwölbte Gebäude hatte keine Rückwand und eine

Tür zur Vorhalle. Als Bedingung hatte sich die Familie verpflichtet,

Altar und Kanzel zu erneuern, war dem aber nicht nachgekommen.

Im Schiff gab es, wohl gegenüber der Kanzel (diese vermutlich an der

südöstlichen Schiffseite) die Prieche der Gutsherrschaft. Ein alter,

steinerner Altartisch stand im überwölbten (wohl noch durch Bogen

vom Schiff getrennten) Chor. Dort waren ein Lesepult und 6 Bänke

aufgestellt, dazu eine kleine für Brautpaare. Zur Taufe diente der an

einer Kette schwebende Engel mit Messingbecken. An der Kanzel

war die Sanduhr mit 3 Gläsern angebracht. Die Kirche hatte eine

große Glocke von 1713 und eine kleine von 1695, sowie eine

Schlaguhr.

Aus: LK-Archiv : Kirchenbau Lauingen 11766- 1865 und 11866-

1895, Nieders. Staatsarchiv, WF (NSTA,WF):128 Neu 24,Nr.622; 76

Neu,Nr. 323. Mit Ortsriss 1855

3) Die Kirche zwischen 1790 und der anlaufenden Neubauplanung

1868: Im Jahr 1791 deutete sich ein in der Umgegend allgemein

auftretender Wunsch nach Neugestaltung des Innenraumes an. Die

Vermehrung der Bevölkerung führte zu der Notwendigkeit, neue

Sitzplätze zu schaffen. Aber auch geänderte Gottesdienstformen der

Aufklärungszeit und das Bedürfnis nach hygienisch akzeptablen

Raumverhältnissen erforderten den Wechsel zum zeitüblichen

„Saalkirchensystem". Zunächst verlegte man die Gutsprieche in den

Chorraum, der zugleich zwecks Raumerweiterung sein Gewölbe

( und vermutlich den Chorbogen) verlor.

Sodann wurde 1792 das Schiff in den Turm hinein verlängert, was

den zuvorigen Abbruch des Gewölbes mit dem Schenkschen

Erbbegräbnis vorausgesetzt haben muss. Es entstand der

unproportionierte, 20,52 m lange, 5,70 m breite und 4,56 m hohe

Innenraum mit gleicher Deckenhöhe. Im Schiffbereich war die

3-seitige Empore angeordnet, im Chor spätestens 1796 die von

Kammerbaumeister M.C.J. Fricke entworfene Kanzelaltarwand.

Nicht erwähnt, aber wahrscheinlich, ist der Einbau größerer Fenster.

Ein nur einige Jahre später unter Frickes Mitwirkung geschaffener

Kirchenraum mit ähnlicher Struktur und frühklassizistischen

Stilelementen ist in Bornum erhalten und kürzlich im

Ursprungszustand restauriert worden.

1864 war die Dorfbevölkerung auf ca. 500 Einwohner angewachsen.

Die neu eingerichtete Institution des Kirchenvorstandes empfand

den Kirchenraum, obwohl standfest, als zu eng und dunkel und

wünschte einen Neubau. 1866 erwirkte der Vorstand die Bauplanung

durch Amtsmaurermeister Helmke aus Königslutter. Seit 5/1863

galten, mit den vom Konsistorium verfügten „Allgemeinen

Grundsätzen beim Bau evangelischer Kirchen", völlig neue, der

mittelalterlichen Kirchenarchitektur zugewandte Planungsregeln. So

wusste sich Helmke nicht anders zu helfen, als den in den

„Christlichen Kunstblättern für Kirche und Schule" (Grüneisen, Jg.

1862 111, S.104) abgedruckten Musterplan zu verwenden. Dieser

fand den Beifall des Vorstandes. Von dem nicht ausgeführten Projekt

für 7 000.- rt. ist nur bekannt, dass es 1000 Plätze enthielt, eine

Westempore hatte und mit dem alten Turm kombiniert werden

sollte. Wichtiges Bauhindernis war das Familienbegräbnis Müller v.

Lauingen, das im unteren Teil ca. 8, im oberen ca. 6 Särge enthielt

und in dem noch 11/1863 bestattet worden war. Nach dem

Vergleich 1/1868 mit den Inhabern des Erbbegräbnisses konnten

11/1868 5 Särge im Grabgewölbe auf dem neuem Friedhof, 6 auf

dem alten Kirchhof bestattet werden . Danach brach man den Anbau

von 1730 ab. Der alte Wunsch der Kirchengemeinde nach einer

Orgel ist zu Weihnachten 1867 erfüllt worden. Das Konsistorium

genehmigte die Aufstellung der kleinen, aus Spendengeld von 371 rt.

von Gebr. Euler/ Gottsbüren gekauften Orgel in der südwestlichen

Schiffecke.

7/1868 waren Pf. Stutzer und der Kreisdirektor als weltlicher

Visitator auf den Baukondukteur Hugo Lindwurm (geb.5.5.1831,

gest. 19.12.1877) in der Hzgl. Baudirektion, Landbaukreis

Braunschweig, aufmerksam geworden. Lindwurm hatte 1867 die

neuen Kirchen Harvesse und Eitzum nach den „Allgemeinen

Grundsätzen" zufriedenstellend geplant und kostengünstig

ausgeführt. Da die Baudirektion ohnehin für Kirchenbauten

zuständig war, nahm man zwecks Planung Kontakt mit Lindwurm

auf.

Aus: LK-Archiv: Kirchenbau Lauingen 1866-1895 und 1896-1915,

NSTA, WF: Neu 24, Nr. 622. Untersuchungsbericht der

Restauratoren Dietzsch, Grasberg vom 5.6.1996. Dazu: Fotos

Außen- u. Innenansicht 1991, Innen 1937. Aufmaß Grundriss

(verkleinert), Landeskirchenamt 29.6.1987

4) Neubau, Planung 1870, Ausführung 1875/1876 : Bereits 7/1870

wurde über den von Lindwurm vorgelegten Bauplan verhandelt. Er

entsprach den Vorgaben der „Allgemeinen Grundsätze" z.B. durch:

Wahl des westlichen Einganges, getrennte Anordnung von Altar und

Kanzel im Chorbereich, Westempore, angebaute Sakristei. Darüber

hinaus muss man sich auf den, größeren Kirchen vorbehaltenen,

Kreuzgrundriss (mit Schiff, Vierung mit Chorübergang, Apsis,

Querhäuser) geeinigt haben. Lindwurm ging es darum, das Gebäude

ähnlich einer urchristlichen Kirche auszubilden. Naheliegend ist die

populäre Anlehnung an bauliche Merkmale der (damals durch Fr. M.

Krahe restaurierten) Braunschweiger Domkirche. Deshalb auch die

romanische Stilform mit Rundbogenfenstern. So findet man die

Fassadengliederung durch Lisenen und Rundbogenfriese, sowie

Portalgewände auch in Braunschweig. Romanische Stilelemente, wie

Würfelkapitäle und Blendarkaden mit Rundbögen sind auch innen

angewandt worden. Die Fassade besteht gemäß der gängigen

„Rohbauphilosophie" aus regelmäßig behauenem Elmkalkstein. Der

Bau sollte mit 2. Eingang Nord und neuem Turm ca. 8.000.- rt.

kosten. Kirchenvorstand und Gemeinderat hatten zugestimmt und

sich vorbehaltlich der Entscheidung des Konsistoriums auf die

Finanzierung geeinigt. Bis zur Beendigung des Krieges gegen

Frankreich wollte man mit dem Baubeginn warten.

Außenansicht der


Obwohl 10/1871 die Baukommission aus Mitgliedern des

Kirchenvorstandes und des Gemeinderates gebildet und der

Planungs- und Leitungsauftrag an Kreisbaumeister Lindwurm

beschlossen war, musste wegen Finanzierung der jetzt 9.200.- rt.

errechneten Kosten (tatsächlich waren es 1877 10.996 rt.) bis

Frühjahr 1875 gewartet werden. Die Ausführung erfolgte zügig, in

Vertretung durch Hzgl. Baumeister William Spehr geleitet. So war

zum 1. Advent 1876 die neue, von Fa. Appelt/Schöningen gebaute

Orgel mit 2 Manualen und 18 klingenden Stimmen

einweihungsfertig. Deren Kosten von 2.300 rt. hatte hauptsächlich

die Ortsgemeinde getragen. Am Sonntag Jubilate, den 22.4.1877

konnte die neue Kirche von Superintendent Spannuth/Kgsl. geweiht

werden.

Bemerkenswert ist, dass der relativ junge Architekt die seit 1863

umwälzende Neuausrichtung im Kirchenbau in mehreren Beispielen

zwar noch unsicher, aber brauchbar umgesetzt hat. Im Helmstedter

Bereich ist Lauingen die früheste Kreuzgrundrisskirche, 1879 folgte

Sunstedt (H. Fricke), 1896/98 Frellstedt (J. Pfeifer/ A. Fricke). Erst

1877 gab es verbindliche Vorgaben für Kirchenplanungen seitens der

Baudirektion, zu beobachten bei den aus Baurat Ernst Wiehes

Modellreihe abgeleiteten Kirchen Groß Steinum 1887, und Jerxheim

1889.


1902 hat der bekannte Kirchenmaler Adolph Quensen, BS, den

Innenraum reich mit historisierender, ornamentierter und figürlicher

Vermalung versehen.

Nachvollziehbar ist seine Absicht, damit den mittelalterlichen

Raumeindruck zu betonen. Von der Originalfassung Lindwurms ist

einstweilen nichts nachweisbar, jedoch könnte der schon 1870

erwähnte „Segnende Christus in der Apsishalbkugel" von ihm

veranlasst sein.

Auch Quensens Vermalung, heute als historistisches Zeitdokument

geschätzt, ist z.Zt. nicht sichtbar, da 1963 größtenteils abgewaschen

und mit heller Dispersionsfarbe bedeckt. Fotos der 1930er Jahre

zeigen z.B. im Sockelbereich Vorhangdraperien, an den Apsisseiten

zwei Engeldarstellungen und Rankenmotive, in Kämpferhöhe den

Zinnenfries.

Gemäß Befunduntersuchung von 1996 gab es Holzimitation mit

Farbabsetzung an der Decke, einen rotbraunen Grundton im Schiff

und den Querhäusern und einen grünen im Apsis- und

Pfeilerbereich. Teile der Quensenausmalung sind restaurier- bzw.

rekonstruierbar. Erste Maßnahmen sind geplant und es besteht

Hoffnung, dass dem jetzt nüchtern wirkenden Raum wieder die

warme historistische Atmosphäre verliehen wird .

Wolfenbüttel, 2.9.2003

 

Restauration der Kirche

1963 wurde die reichhaltige Vermalung des Innenraums der

Lauinger Kirche, die Adolf Quensen 1902 geschaffen hatte, auf

Veranlassung des Landeskirchenamtes Wolfenbüttel mit hellen

Farben überdeckt. Die Lauinger Bürger protestierten damals gegen

diesen Auftrag, jedoch erfolglos. Erste Untersuchungen auf mögliche

Restaurierungen wurden 1996 unter Mitwirkung des Malers Wenzel,

der 1963 den Auftrag ausgeführt hatte, getätigt. Aus alten Bildern

und Unterlagen konnten Anfang 2004 die Vorlagen für die

Schablonenmalerei erstellt werden.

Seit Beginn der Restaurationsarbeiten im Kircheninnenraum im März

und April 2004 werden Teile der alten Vermalung, die die älteren

Lauinger noch aus eigenem Erleben kennen, wieder sichtbar.

Freigelegt sind das Abbild von Jesus Christus und seine

symbolisierten Jünger: Markus als Löwe, Lukas als Stier, Matthäus als

Engel und Johannes als Adler.

Auch die Wiederherstellung der beiden großen Figuren, die auf der

Vorkriegsaufnahme gut zu erkennen sind, gelang den Restauratoren,

allerdings blieb nur die linke im Original (siehe Aufnahme).

Der Restaurator Paul-Uwe Dietzsch und seine Mitarbeiter konnten

die alte Vermalung mit Spezialmitteln freilegen.

 

Abgabe an den Pastor zu Lauingen

Das Dorf Rieseberg war verpflichtet an die Lauinger Pastoren für

ihre Dienste Abgaben zu leisten.

„An gewisser Einnahme hat Pastor einzukommen den Tag nach

Michaelis zehn gute Gänse, wozu ein jeder von den hiesigen 10

Ackerleuten ein Stück gibt.

Fünf Hahnen oder Hühner, welche von den fünf Kothsaßen

entrichtet werden. Diese Gänse und Hühner betragen an Gelde 2 Th

33mg.

Auf Ostern die so genandten Renn-Eyer, worzu ein jeder zwar pro

lubitu jedoch gemeiniglich ein Halbspänner 8 Stück und ein

Kothsaße 5 Stück gibt, welche zu 1½ Schock und Gelde zu 15g

angeschlagen werden.“

 

Vierzeitengeld

Das sogenannte Vierzeiten- oder Quartalsgeld wurde früher

regelmäßig von jeder konfirmierten Person gezahlt. Es diente mit

zum Unterhalt des Pfarrers. Nach dem Gesetz von 1867 wurde die

Verpflichtung der einzelnen Gemeindemitglieder zur Zahlung des

Vierzeitengeldes abgelöst und in eine feste Geldrente umgewandelt,

die aus der Gemeindekasse zu zahlen ist. Nach dem 1875 zwischen

der Pfarre Lauingen und der Gemeinde Rieseberg geschlossenen

Rezeß betrug der von jedem konfirmierten Gemeindemitglied aus

Rieseberg an die Pfarre Lauingen zu zahlende Betrag vierteljährlich 2

Pfennige. Der jährliche Gesamtbetrag wurde auf 9,00 Mark

festgesetzt und als eine feste Geldrente auf die Gemeindekasse

übernommen. Diese Vereinbarung ist 1978 mit einer Verpflichtung

zur Zahlung des 17fachen Jahresbetrages als jährliche Entrichtung

abgelöst worden.

 

Konfirmanden von 1929 vor der Schusterwerkstatt von Heinrich Völke

hintere Reihe v.l.n.r.: Ernst Schnelle, Albert Buchheister, Heinrich Eckhardt, Josef Parkitny, Willi Graßhoff, Heino Wrede

mittlere Reihe: Edith Düngemann, Hertha Mellin, Ilse Sack, Ilse Dieber, Elisabeth Grabenhorst, Willi Niemann

vordere Reihe: Otto Hüller, Hermann Warnecke, Gertrud Schäfer, Elfriede Laes, Hanna Borchers, Ilse Wettig, Frieda Hoffmeister

Pastor Theodor Wilhelm Lipsius


Goldene Konfirmation 1952

Hintere Reihe: Erich Bese, Bertha Schrader, Heinrich Gelbke, Richard Bäse, Anna Dierks, Heinrich Gerke, Martha Gerke, Rosa Eitz, unb., unb.

Mittlere Reihe: Ida Schliepake, unb., August Ernst, Ida Meier, Alma Meier, Wilhelm Mellin, unb, Alwine Laes, Otto Laes, unb., unb., Graßhoff, Frieda

Lüer, unb., unb., Marie Spangenberg, Fritz Spangenberg, unb., unb., unb., unb., unb.,unb., unb., Erna Nack, Otto Nack

Vordere Reihe: unb., unb., Hedwig Bartholomäus, Agnes Eckhardt, Hermann Eckhardt, unb., Hedwig Heusinger, unb., Auguste Landwehr, Elle Müller, unb,Liesbeth Bese, unb.,

im Wagen sitzend Emilie Hoppe

 


Der Friedhof in Lauingen

In früherer Zeit war es üblich, die Toten im Bereich der Kirche zu bestatten.

Für die Adelsfamilie wurde eine Gruft an der Nordseite der Kirche errichtet.

Mit der Verlagerung des Friedhofes an den Ortseingang im 19. Jahrhundert wurde für die Adelsfamilie auch eine neue Familiengruft gebaut. Heute werden dort von den Jugendlichen öfter Mutproben durchgeführt: Wer traut sich im Dunkeln, die Gruft zu betreten. Im Jahre 1954 bedurfte der Friedhof dringend einer Erweiterung und Erneuerung.


Die ganze Dorfbevölkerung hat sich daraufhin im März

1954 aufgemacht um den Friedhof zu säubern. Die

Männer hackten und gruben für die Einebnung. Von den

Frauen wurden ausgegrabenen Ziegelsteine gesäubert, die von den

Schulkindern zum Stapelplatz befördert wurden. Schwere Steine

wurden mit Treckern zum Sammelplatz gezogen. Von den Bauern und

dem Bäcker wurden heiße Getränke und Brötchen gestiftet, sodass

Pfarrer, Kirchenvorstand, Gemeindeverwaltung und alle anderen Helfer

sich stärken konnten. Aus Geldmangel musste der Bau der

Friedhofskapelle immer wieder verschoben werden. Einen Teil

der Bausumme stellte der Kirchenvorstand aus Spenden der

Gemeindeverwaltung zur Verfügung. Im Sommer 1955 konnte aber

endlich mit dem Bau begonnen werden. Da die Kapelle nicht allzu

groß ist, muss ein Teil der Trauergemeinde draußen stehen. Nach

alter Sitte stehen dabei die Frauen rechts und die Männer links der

Eingangstür.


Die Linde zu Lauingen

Westlich von der Kirche zu Lauingen steht an der Straße eine

mächtige, alte Linde.


Nachdem der Reformator Bugenhagen am 13.November 1542 in

Königslutter die lautere Lehre verkündigt und den neuen

Gottesdienst eingerichtet hatte, zog er von dort nach Lauingen, und

die Oberlutterschen begleiteten ihn. Nachdem nun auch hier die

Predigt beendet war, sagten die Oberlutterschen zu den Dorfleuten:

„Wir haben gestern eine Linde gepflanzt, nun pflanzt Ihr heute auch

eine, damit Ihr ein Gedächtnis an diesen Tag habt!“ Das leuchtete

den Lauingern auch ein. Sie schickten einen nach dem Rieseberge,

um eine junge Linde zu holen, und diese wurde dann vor der Kirche

eingepflanzt.

Diese Geschichte geht auf Kantor Lohmann aus Lauingen zurück.

Ob diese Überlieferung wahr ist, kann leider nicht mehr geklärt

werden. Johann Bugenhagen war aber zweifelsfrei im

Braunschweiger Land tätig. Der „Doktor Pommer“, wie Luther ihn

nannte, wurde zu einem der wirkungsvollsten Reformatoren. Neben

seiner Tätigkeit als Wittenberger Stadtpfarrer seit 1523 und

persönlicher Beichtvater Luthers sowie seinen theologischen

Vorlesungen an der Wittenberger Universität war es besonders sein

überragendes Organisationstalent, das ihn für die Reformation in

Norddeutschland und Skandinavien unentbehrlich machte. So schuf

er Kirchenordnungen für Braunschweig, Hamburg, Lübeck,

Pommern, Schleswig-Holstein, Hildesheim, Braunschweig-

Wolfenbüttel und Dänemark. Er half selbst bei deren Einführung

und Durchsetzung. In ihnen wurden nicht nur die Gottesdienste

geregelt, sondern auch weitreichende Festlegungen zum Schulwesen

und zu sozialen Fragen getroffen. Bugenhagen übertrug die Bibel ins

Plattdeutsche und wirkte unermüdlich für das Kirchenwesen.

Zu Ehren des Reformators Bugenhagen wurde im Jahre 1542 von

den Lauinger Bürgern diese Linde gepflanzt.

Wie lange wir uns an der Linde noch erfreuen können, ist ungewiss. Wie

bei neueren Untersuchungen festgestellt wurde, ist das Wurzelwerk der

Linde an Rotfäule erkrankt. Eine wirksame Behandlung ist leider

nicht durchführbar, da sonst die Standfestigkeit der Linde beeinträchtigt

wird. In vielen Generationen haben die Kinder in dem

hohlen Stamm der Linde gespielt, viele Verliebte sich unter

ihr ewige Treue geschworen. Vom Landkreis Helmstedt wurde im

Jahre 2003 vor der Linde ein Schild errichtet mit dem Hinweis,

dass sie zum Naturdenkmal deklariert wurde.


Hexen- und Dämonenglaube

Im Volksglauben waren alle Frauen mit magischen Kräften Hexen.

Das aus vorchristlicher Dämonenvorstellung entstandene Hexenbild

wurde im Mittelalter theologisch begründet.

Hexerei galt als Pakt mit dem Teufel und führte zu grausamen

Verfolgungen. Grausame Folterungen waren die Folge , Aussagen

wurden praktisch erzwungen. Strafen wie das Tragen des heißen

Eisens bei Gottesurteilen oder Pranger, Daumenschrauben,

Spanischer Stiefel und gespickte Hasen wurden angewandt. In

Lauingen war der Thie eine alte germanische Richtstätte, in

Königslutter wurde auf dem Platz vor der Herrenmühle Gericht

gesprochen, der Sack war der sogenannte Schädelberg.

In Königslutter war der Scharfrichter und Hexenbanner Uter tätig.

Hexen aus Stadt und Amt Königslutter wurden weithin sichtbar auf

einer Anhöhe an der Helmstedter Straße, „dem Driebenberge“,

gebrannt.


Der verhexte Ganter in Lauingen

Von Frau Else Dammann

Lauingen ist von jeher ein Gänsedorf. Viele Gänse schnattern einem

auf der Dorfstraße entgegen und Lauinger Gänsebraten ist seit

altersher weitberühmt.

Ein Bauer hatte nun für seine Gänseschar einen neuen Ganter

erworben, den er im nahen Königslutter von einer Frau gekauft

hatte. Als nun dieser Ganter einige Tage mit der Gänseschar des

Bauern zusammen war, stellte der Landmann mit Befremden fest,

daß seine sonst so muntere und lustige durcheinander gestikulierende

Gänseschar ängstlich in der Ecke des Hofes zusammen stand und die

Köpfe mutlos zur Erde senkte. Der neue Ganter aber, dick und

wohlgenährt, schnatterte und watschelte unbekümmert lustig im

Hofe hin und her. „Watt is bloß mit dä Gäuse los?“ frug der Bauer

seine Frau, und als man sich schließlich keinen Rat mehr wußte, weil

die Gänse immer mehr zusammenfielen, schickte der Bauer nach

Königslutter zu einer Frau, die in dem Rufe stand, mehr zu können,

als andere, gewöhnlich sterbliche Leute.

Die Frau kam gleich mit nach Lauingen. Wie sie auf den Hof kommt,

da fährt der Ganter wie wild herum und schießt auf die „weise Frau“

los. Hätte diese nicht einen großen Schwaken bei sich gehabt, mit

dem sie dem Wüterich welche übergezogen, das böse Tier hätte die

Frau unweigerlich gebissen. „Der Ganter ist verhext“, sagte die weise

Frau, „wo habt ihr das Tier denn her?“- Der Bauer erwiderte, er habe

den Ganter von Frau B. aus Königlutter gekauft. „Da hilft nichts“,

sagte Frau R., „ wenn ich euch helfen soll, müßt ihr mir den Ganter

geben, und ich muß ihn schlachten und versuchen, mit dessen Blut

und Fleisch eure Gänse wieder zu enthexen.“ Der Bauer war wohl

zufrieden, wenn nur seine Gänseschar wieder in Ordnung käme!

Frau R. nahm nun den Ganter mit nach Haus, schlachtete ihn, fing

das Blut auf und ging mit diesem stillschweigend um Mitternacht zu

dem Haus der Frau B. Nun malte sie mit dem Blut drei Kreuze vor

die Haustür und entfernte sich wieder stillschweigend.

Unterdessen stand auf dem Feuer der Weisen Frau der Ganter und

wurde ganz weich gekocht. Mit der Gabel steckte die weise Frau,

unter dem Gemurmel weiser Sprüche immer und immer wieder in

das Gänsefleich, bis es gänzlich zerschnitten und zerfetzt, zerkocht

und zerbraten vor ihr stand. Sie nahm nun das Fleich und brachte es

an einen abgelegenen Ort, wo sie es wieder unter Gemurmel

geheimnisvoller Sprüche tief in die Erde vergrub. Von Stund an

waren die Gänse in Lauingen wieder frisch und munter. Lustig

schnatterten sie wie eh und je im Hof und auf der Gasse umher, und

reich belohnt ging Frau R. zurück nach dem nahen Lutter.

Die böse Hexe aber, nämlich eine solche war die Frau B., hatte lange

Zeit hindurch ihre Fenster dicht verhangen. Der Zauber war durch

das Vorgehen der weisen Frau zurückgeschlagen. Erst nach langer

Zeit konnte sie sich von einer schweren Krankheit erholen.


Die vier Katzen in Lauingen

Von Altmutter Marie Schnelle, geb. Nienstedt

Marie Nienstedt aus Lauingen diente in den Jahren um 1890 bis 1895

beim Bauer Schäfer in Lauingen. Eines Abends, es war Winter und

der Schnee lag über Feld und Wald, wollte die Jungfer noch spät

nach ihren Eltern gehen, die im Dorfe wohnten. Es war bereits die

elfte Stunde durch und die Geisterstunde hatte angebrochen. Wie sie

nun bei dem Torwege des Tischlermeisters Grabenhorst war, da

sprangen plötzlich vier große, schwarze Katzen mit glühenden Augen

auf sie zu. Sie umschnarrten das Mädchen und umgarnten es, daß es

bald über die Tiere gestolpert wäre, wenn es sich nicht vorgesehen

hätte. Marie Nienstedt lief nun, was sie konnte, nicht rechts, nicht

links sehend, die Katzen immer um sie rum. Wie sie nun endlich die

Brücke beim Klinte erreicht hatte, waren die Katzen auf einmal

verschwunden. Angstvoll kam die Jungfer bei ihren Eltern an, und als

sie diesen von ihrem Erlebnis erzählte, frug die Mutter gleich: „Du

hast doch den Viechern nichts getan? Oder dich gar umgeschaut?“

Als das Mädchen dieses verneinte, sagte die Mutter: „Gott sein Dank!

Sonst hätten dich die Viecher umgebracht!“

Am anderen Tag läuteten die Glocken vom Kirchturme. Die alte

Mutter Grabenhorst, die in jenem Haus wohnhaft gewesen, war

plötzlich in der Nacht gestorben.


Rittergut Lauingen

Wenn alte Mauern erzählen, so denkt man an das alte Gutshaus mitten

im Dorf. Wuchtig mit 1m dicken Elmsteinmauern trotzt der 3-stöckige

Turm dem Lauf der Zeit. 14 Stufen tief ist er unterkellert und ca. 600 bis

700 Jahre alt. Lauingens ältestes Bauwerk? Darin deutlich erkennbar die

damalige Küche mit erhöhtem Feuerplatz und offenem Kaminabzug.

Vorstellbar, wie mit an einem Dreibein aufgehängtem Topf

gekocht und gebruzelt wurde.

Der Schornstein ist so riesig, dass der

neue darin mit Leiter bis unters Dach hoch gemauert werden konnte.

Die ehemaligen Rundbögeneingänge des Turmes sind sichtbar. Der

tiefe Keller hat Hallengewölbe. Er diente bis in die Neuzeit als

Kartoffelkeller. Es war gar nicht leicht, schwere Kartoffelsäcke die 14

Stufen der ausgetretenen steilen Treppe rauf und runter zu

schleppen. Mohrrüben und Sellerie hielten sich dort eingesandet bis

zur neuen Ernte. Anno 1344 hatten das „Herzogliche Lehen“ die

von Lauingen bis zu ihrem Aussterben 1629. Im Jahre 1693 erwirbt

der hessische Amtsrat Müller aus Hötensleben das Gut. Dessen

Nachkommen werden 1784 wegen ihrer Verdienste im Herzogtum

Braunschweig geadelt und führen den Namen Müller von Lauingen.

Ihr Wappen zeigt eine Lilie im Mühlrad.

u dieser Zeit erfolgte am Gutshaus der großzügige Fachwerkanbau

mit Turm ohne dicke Mauern . Überall im Haus waren offene

Kamine, von denen der Letzte auf dem Dachboden verblieben ist.

Die Abzüge sind auf den versteinerten Balken entlang zu den 2

Schornsteinen des Hauses geführt. Sie erwecken stets die Neugier

aller Schornsteinfeger. Ebenso zieht die alte Räucherkammer mit

ihren schwarzen Wänden und Rußgeruch die Kinder grauslich an,

oder der Schacht des „Plumpsklos“ aus dem 1. Stock in eine Karre

unten, um auf dem Misthaufen entleert zu werden.

Zu dieser Zeit erfolgte am Gutshaus der großzügige Fachwerkanbau

mit Turm ohne dicke Mauern . Überall im Haus waren offene

Kamine, von denen der Letzte auf dem Dachboden verblieben ist.

Die Abzüge sind auf den versteinerten Balken entlang zu den 2

Schornsteinen des Hauses geführt. Sie erwecken stets die Neugier

aller Schornsteinfeger. Ebenso zieht die alte Räucherkammer mit

ihren schwarzen Wänden und Rußgeruch die Kinder grauslich an,

oder der Schacht des „Plumpsklos“ aus dem 1. Stock in eine Karre

unten, um auf dem Misthaufen entleert zu werden.

Eine Sonnenuhr aus verg angener Zeit hat ein Vorfahr am alten Turm

angebracht, wie auch Jahreszahlen an den Stallgebäuden.

Der letzte Namensträger der von Lauingen fiel als 19-jähriger

Leutnant der Braunschweiger Husaren 1917 in Rußland.

Doch das alte Haus passt sich den Herausforderungen der Zeiten an.

Es ist von vielen Generationen geprägt. Es bot nach dem letzten

Krieg vielen Familien Zuflucht und ist auch heute noch im Besitz

der Nachkommen seit 1693.

Annefried v. Stutterheim 25.11.2003


Die Verbindungen nach Schoderstedt

In der Zeit zwischen 888 und ca. 1454 lag die Wüstung Schoderstedt

im Bereich Rieseberger Weg, Lerchenfeld und Wolfsburger Straße.

Auf der Karte von 1615 zur Belagerung von Braunschweig ist

„Lauing“ mit seinen Wegeverbindungen nach „Beyenroda“ , Bornum

und „Rottroff“ verzeichnet, die dazwischen liegende Wüstung

Schoderstedt jedoch nicht mehr.

Zwischen den ehemaligen Nachbargemeinden „Scoderstedt“ und

Lauingen gab es intensive Verbindungen. Die Namen der Höfe sind

allesamt bekannt. So besaß auch Dieter von Lauingen dort einen

Hof. Nach 1427 gehörte die Pfarre zeitweise zu Lauingen. Nach dem

Untergang von Schoderstedt wurden die verlassenen Höfe als

Materiallieferanten für Neubauten genutzt.


Geschichtliches über das Dorf Lauingen

Von Otto Kirchhoff Braunschweig 1940

 

Lauingen – an einem Bach gelegen, der im Volksmund die

„Zipperie“ heißt, ist altes Siedlungsgebiet.

Das Dorf selbst wird nach der Endung –ingen in der ersten Hälfte

des 1. Jahrtausend gegründet worden sein. Die Namen auf –ingen

enthalten im ersten Bestandteil oft den Namen des Gründers. Die

Endung selbst bedeutet entweder „Haus“, „Siedlung“ oder

„Grasaue“. Letztere scheint hier vorzuliegen. Die Anlage des Dorfes

ist haufenförmig, die der Höfe thüringisch (mitteldeutsch). Das

niederdeutsche Bauernhaus (Langdälenhaus) kommt nicht vor.

Lauingen gehörte zum Derlingau und wird zum ersten Male im Jahr

854 als Lauingi genannt. Der Derlingau reichte im Westen bis zur

Oker, im Norden bis etwa Meine-Dannenbüttel, im Osten bis in die

Nähe von Helmstedt und im Süden bis Neudorf bei Halberstadt (bis

zum großen Bruchgraben).

Im 9. Jahrhundert schenkte Frithericus dem Kloster Corwey einige

Güter in Lauingi. Diese kommen nachher durch Tausch

(wahrscheinlich 888) an Otto, den Erlauchten aus dem Hause der

Brunonen.

Eine weiteres Mal findet Lauingen wie folgt Erwähnung:

„Als Thiadmarus, Luitharius III. Sohn, Abt zu Corwey war, gab Graf

Asic für die Seel seines Bruders Luitharius, der 982 verstorben war,

im Dorfe Ekkanbus im Gau Derlingo einen Huf Landes und zwei

leibeigene Familien, und Graf Thiadicus tat ebensoviel hinzu im

Dorfe Lauwingi im Gau Derlingo. –Dieses geschah im Jahre 984, als

Asic und Thiadricus dem stolzen Horzoge Heinrich von Bayern

fußfällig wurde“.

Weitere Erwähnung des Dorfes Lauingen:

Um 1200 hat das Kloster Königslutter einen Huf Landes in Lauingen

und um 1226 bekommen die Edlen von Meinersen vier Hufe als

Lehn von den von Scoderstede.

Etwa 1273 kommt ein Lehn in Lauingen von den von Esbeck ans

Kloster Marienberg. 1274 haben die von Wenthusen zwei Hufe und

Ludolf von Vrelstede 1 ½ Hufe als Meinersensches Lehen in

Lauingen.

1311 überläßt Herzog Albrecht einiges Gut in Lauingen an das

Kloster Königslutter. 1318 haben die von Brunsrode 1 Hufe und 1

Hof in Lawinge als herzogliche Lehen. 1344 haben herzogliche

Lehen in Lauingen 1. die von Lauingen, 2. die von Brunsrode, 3. die

von Ütze, 4. die Kirchhoffs aus Braunschweig.

1353 wird das Kirchhoffsche Gut nochmals erwähnt.

Lauingen war Pfarrdorf im Banne Ochsendorf.

1354 wird ein Pfarrer Johannes erwähnt und im Jahre 1428 ein

Pfarrer Johannes Meyenbring.

1359 war das Dorf Lauingen als Zubehör zur Burg König slutter

seitens des Herzog Magnus I. an den Grafen von Wohldenberg

verpfändet.

Durch die damaligen Kriegswirren suchten Bürger aus Lowinghe den

Schutz bei ihrem Burgherrn in Lutter, der auch Bürger aus

Schickelsen aufnahm.

1359 haben die von Lauingen den „Zehnten“ in Lauingen. Die von

Lauingen waren bis zu ihrem Aussterben 1629 mit dem Sattelhof,15

Höfen und Hufen belehnt.

1444 kommt der Zins von 3 Höfen von den Weferlingen an die

Pavel. 1461 ist der „Kornzehnten“ lauingisches Lehen für die Pavel.

1473 war die Pfarre längere Zeit Filiale von Schoderstedt.

1460 bis 1470 lieferten auch die Lauinger Fuhrleute „Luttere steyn“

(Elmkalkstein) für die Bauten in Braunschweig.

1492 wurde das Dorf von den Braunschweigern geplündert.

1542 wird es zu Königslutter gelegt, später wieder selbständig. Das

Kirchenpatronat war 1542 beim Erzstift Magdeburg, 1599 beim

Hochstift Halberstadt. 1476 haben die Weferlingen 2 Höfe als

halberstädtisches Lehen. 1492/93 lagen die Stadt Braunschweig in

Fehde gegen den Herzog. In der Chronik der Stadt Braunschweig

heißt es. „In sunte Nicolaus dage worden hir ingebracht by nacht

vom orer veeren 4 ½ stige swyne, de se gehalt hadden von Lauwing.“

Im 17.Jahrhundert wurden die Randgebiete des Rieseberger Moores

nach und nach entwässert um sie als Viehweiden zu nutzen. Durch

die gemeinsame Nutzung zwischen Rieseberg, Königslutter und

Lauingen gab es oft schwere Streitigkeiten. Schon 1605 begannen

planmäßige Entwässerungsarbeiten. Das Moor wurde mit einem

Graben durchzogen, damit „das überflüssige Wasser bei nassen

Sommertagen seinen Abgang habe“. Das Moor galt als „stattliches

Mastgehölz“, in dem „etzliche hundert Schweine feist werden

konnten“. Doch schon 1614 klagte der Dorst Joachim von Streithost

darüber, daß die Mast im Bruch stark nachgelassen habe und nur

noch wenige Ellernbüsche darin wären.

1642: „Im Herbst des Jahres 1642 lagen schwedische Kriegsvölker

unter Oberstleutnant Peetz in Oebisfelde, auf der Wolfsburg und

auch im braunschweigischen Amte Bahrdorf. Für ihren

Lebensunterhalt hatte die Landbevölkerung der Umgebung zu

sorgen. So erhoben sie auch beim Amt Königslutter eine Forderung

an Geld, Pferden und Schlachtvieh. Als das Geforderte nicht sofort

geliefert wurde, fiel eine Abteilung schwedischer Reiter in Lauingen

ein, um sich des Viehs mit Gewalt zu bemächtigen. Die Schweden

erbeuteten einige Kühe, trieben sie zur Wolfsburg und schlachteten

sie dort. Die geschädigten Bauern erhielten eine Entschädigung, da

sie den Schaden für das ganze Amt Königslutter erlitten hatten.“

Das Rittergut kommt nach dem Aussterben der Familie von

Lauingen 1629 an die von Schenk, dann an die von Kißleben, 1693

erwirbt es der hessische Amtrat Müller aus Hötensleben. Dessen

Nachkommen werden 1791 geadelt und führen den Namen Müller

von Lauingen. Wegen der Leistungen an das Gut werden oft

Prozesse von der Gemeinde geführt.

1584 klagt Hans von Lauingen gegen die Dorfschaft wegen des

„Zehnten“, und 1593-98 wegen geforderter Dienste.

1648 klagt Viktor Christoph Schenk zu Lauingen gegen die

Kotsassen wegen der Handdienste. Es wird bestimmt, dass die

Kotsassen nur 1 Tag wöchentlich, in der Zeit Johannis bis zur Ernte

abwechselnd 3 bis 4 Tage wöchentlich arbeiten sollen.

1611 klagt von Kißleben gegen die Dorfschaft.

1625 wütete in Königslutter und Umgebung die Pest.

1651 war eine schlechte Ernte gemacht. Deswegen reichten die

Bauern eine Bittschrift an den Herzog ein, er möchte den Zehnten an

das Gut um die Hälfte herabsetzen. Unterzeichnet ist diese Bittschrift

von Heinrich Bese, Hanß Eggers, Hanß Bese, Lüdecke Wrede,

Heinrich Wrede, Hanß Bossen, Hanß Schulten, Daniel Grabenhorst

und Hanß Grabenhorst.

Am 14.10.1651 sind in Lauingen 7 wüste Höfe, von denen Viktor

Christop Schenk von 6 Höfen Äcker und Gärten gebrauchet.

Deshalb führte die Gemeinde einen Prozess gegen Schenk, der sich

bis 1654 hinzog.

1654 klagte die Gemeinde Lauingen gegen die Gemeinde Scheppau

am Rieseberg.

1745 wurde auf dem Rieseberg ein Kalkofen angelegt.

In der Nacht vom 28. zum 29.7.1867 wurde in die Kirche

eingebrochen, wobei der Opferstock geplündert wurde. Die Pfarre

brachte damals nur ein geringes Einkommen. Es wird im18.

Jahrhundert auf 200-300 Taler je nach Jahren geschätzt.

1755 besitzt das Dorf Lauingen: das adlige Gut, 4 Ackerhöfe, 10

Halbspänner, 4 Großköter, 20 Kleinkötern, 2 Brinksitzer, 8

Anbauern auf dem Kirchhofe.

Es gehört zum fürstlichen Amt Königslutter. Dem adligen Gut steht

aber eigene Gerichtsbarkeit über die Gutsassen im Dorfe zu. Es hat

einen Prediger und einen Schulmeister.

1755 hatte die Gemeinde Lauingen freie Mastung mit Königslutter

gemeinsam in Lauingerrode, mit Bornum gemeinsam auf dem

Rieseberg. Ein Teil in Lauingerode und ein Teil auf dem Rieseberg

hatte zur Holzung freigestanden. Jede Feuerstelle mußte 4 Pfg.

monatlich zahlen. Die Gemeinde hatte Schulden: 200 Taler; 40 Taler

an die Kirche; 50 Taler an die Armenanstalt Königslutter.

Einnahmen hatte sie nur 26 Taler aus der Verpachtung der

Gemeindeschäferei. Der Schäfer bekam für jede Nacht Hürdenschlag

8 gute Groschen.

1767 kam es zwischen Lauingen und Rieseberg zum Prozess wegen

Streitigkeiten an der Grenze der Koppelhude.

Die Behütung ging nach einem genau festgelegten Plane vor sich.

Die Streitig keiten ergaben sich durch die nicht Einhaltung der

„Weide-Schneede“ (Grenzen).

In der westfälischen Zeit (1807-1813) gehörte Lauingen zum Kanton

Königslutter des Distrikts Helmstedt.

Aus den Jahren 1790-93 heißt es: „Lauingen ein Pfarrdorf, zu dem

Rieseberg als Tochter gehört, ½ Stunde von Königslutter, an einem

kleinen Bache und auf der Ostseite mit einigen kleinen Heidhügeln

umgeben. Es enthält 1 adliges Gut, 1 Pfarre, 1 Pfarrwitwenhaus,

1 Opferei, 4 Ackerhöfe, 10 Halbspännerhöfe, 18 Kothöfe, 8

Brinksitzerstellen, 59 Feuerstellen und 394 Einwohner. Das Rittergut

besitzt ein eigenes Untergericht über 6 Hintersassen. Unter den

übrigen Höfen ist der freie Schmalenbruchsche, der besondere

Vorrechte hat und ehemals ein Witwensitz der Lauingeschen Familie

war.“

1803 heißt es über das Amt in Königslutter: „Unter den Untertanen

gibt es besonders zu Süpplingen, Sunstedt, Rieseberg und Lauingen

eine Menge Freie, deren Vorrecht in dem Vergleich vom 30. August

1723 bestimmt sind. Die in seinem Umfang liegenden Holzungen

machen eine eigene, die Königsluttersche Forst aus.“


Der Bullenkrieg von Lauingen 1813-17

In Lauingen spielte die Viehhaltung immer eine bedeutsame Rolle.

Eines Tages gerieten die Einwohner von Lauingen in große Not.

Darüber berichtete der Amtsvogt Himstedt am 10. Mai 1813

folgendes: Das adlige Gut Lauingen habe seit "undenklichen Zeiten"

ohne irgendeine Vergütung für die Kuhherde der Gemeinde, zu der

die Tiere von 40 alteingessenen Einwohnern vom Prediger und

Schullehrer, dem Hirten, 12 "Kirchhöfen" und 3 Anbauern gehörten,

einen Bullen zur Besamung der Kühe und zwei Eber für die

Schweineherde des Dorfes zur Befruchtung der Schweine

unterhalten. Am 3. März 1813 aber haben der Pächter des dem

Drosten von Lauingen zu Wendessen gehörenden Rittergutes, Herr

Amtmann Köppe, sich geweigert, eine dem Großkotsassen Matthias

Kirchhof gehörende Kuh, welche derselbe nach dem Guths Hofe zur

Besamung geschickt, von dem Guths Bullen bespringen zu lassen

und auf Befragung erklärte, daß von jetzt an das Adelige Guth weder

den Bullen noch die zwey hergebrachte Kempen (Eber) aus dem

Stalle lassen, noch unter die Gemeinde Heerde treiben lassen wolle".

Als Grundlage dafür habe er angegeben, daß die sämtlichen

zehntpflichtigen Einwohner der Gemeinde, 12 an der Zahl, den

Fleisch- und Kornzehnten abgelöst und 3 von ihnen auf die Haltung

des Samenviehes im Ablösungs-Kontrakt verzichtet hätten. Der

Amtsvogt bemerkte dazu, daß drei zehntpflichtige Einwohner nicht

berechtigt wären, Abmachungen zum Nachteil der ganzen Gemeinde

einzugehen, außerdem das Halten des Samenviehs mit der Ablösung

des Vieh- und Kornzehnten nicht zusammenhinge, da auch Maire

Lippelt zu Rieseberg und die Besitzer der Brücke zu Oberlutter den

Gemeinden dort Samenvieh ohne Entschädigung zur Verfügung

stellen. Der Amtsvogt schlug vor, bei der Präfektur des Oker-

Departements in Braunschweig eine gerichtliche Klage gegen das

Rittergut in Lauingen zu beantragen. Der Prozeß zog sich bis zum

Jahre 1817 hin. Von dem Friedensgericht in König slutter wurde die

Klage der Gemeinde gegen das Rittergut in erster Instanz

kostenpflichtig abgewiesen, weil der Verhandlungsgegenstand keine

eigentliche Gemeindesache sei und folglich der Maire Lippelt zur

Klage nicht autorisiert wäre. Am 19. Januar 1817 kam es jedoch vor

dem Kreisgericht in Königslutter zu einem Vergleich, dessen

wichtigste Bestimmungen folg endermaßen lauteten:

,,1. Das adelige Gut Lauingen stellt unter die Heerden der Gemeinde

Lauingen einen tauglichen Bullen und zwei Kempen, wovon der eine

vollkommen tauglich sein muß, der andere aber noch jung und zur

Ersetzung des älteren gehalten wird.

2. Das adelige Gut schafft diesen Bullen und die Kempen auf eigene

Kosten an und unterhält dieselben ohne Concurrenz der Gemeinde

ebenfalls auf eigene Kosten.

3. Während der Zeit, daß das Rindvieh oder die Schweine nicht

ausgetrieben werden, steht jedem Gemeindemitglied das Recht zu,

das Vieh zum Bespringen auf das adlige Gut treiben zu lassen, in

solchem Falle die adlige Herschaft schuldig ist, dasselbe durch das

Samenvieh belegen zu lassen".

Von den Prozesskosten hatte den größeren Teil das Gut

aufzubringen.


Einwohnerzahlen Lauingens bis zum 1. Weltkrieg

Jahr Einwohner Feuerstellen Männer Wohnungen
1539     32  
1552     22  
1774 379 65    
1793 394 59    
1832 441      
1858 450      
1885  529      70
1909 618     77

Die Wasserleitung

Aufgrund der großen Dürreperiode 1910 und den immer wieder

auftretenden Bränden, war es notwendig geworden über den Bau

einer Wasserleitung nachzudenken. Am Rande des Elm, ungefähr in

Höhe des Bornumer Erdfalls, gab es genügend Quellwasser.

Es könnte genutzt werden, wenn es gelänge, das wasser durch eine

Rohrleitung in das Dorf zu führen. Die Idee wurde zum Plan und

dieser realisiert. Ab 1913 lief das saubere Wasser mit natürlichem

Gefälle in Vorratsbehälter auf dem Ränzelsberg und weiter durch die

Wasserleitungen bis in die angeschlossenen Häuser.

Für das System mussten 32.000 Goldmark aufgebracht werden.

Lauingen war das erste Dorf im weiten Umkreis mit einer zentralen

Wasserversorgung.


Der Krieg gegen Frankreich 1870/71

In diesen Krieg mußten vier Lauinger ziehen. Davon kamen Heinrich

Jasper und Wilhelm Kirchhoff nicht zurück.

Der Landwehr-Verein setzte sich für die Aufstellung des ersten

Kriegerehrenmals auf dem Kirchplatz zu Ehren der kämpfenden und

gefallenen Soldaten ein.

 


Der 1. Weltkrieg

In früheren Jahren wurde zu Ehren der gefallenen und vermissten

Soldaten eine Ehrentafel in der Lauinger Kirche aufgehangen.

Später wurde vor der Kirche das Ehrenmal errichtet, weches 1957

auf Initiative von Pastor Gravenhost um die gefallenen und

vermissten Soldaten erweitert wurde.

Gefallen im 1. Weltkrieg 1914 bis 1918

09.09.1914 W. Rosenmüller vermisst

12.9.1914 E. Grabenhorst

15.9.1914 W. Bese

14.3.1915 W. Düngemann

01.02.1915 W. Lipsius

17.07.1915 H. Müller

18.8.1915 H. Krusekop

22.08.1915 W. Hinzer

21.09.1915 H. Hass

7.10.1915 A. Backmann

17.10.1915 Schakel

21.10.1915 E. Bockmann

14.04.1916 G. Gelbke

5.6.1916 B. Krebbel

10.8.1916 W. Krusekop

05.09.1916 F. Schakel

11.9.1916 W. Bockmann

8.10.1916 G. Grabenhorst

20.10.1916 V. Lipsius

22.10.1916 F. Strautmeister

14.12.1916 O. Bese

18.7.1917 A. Buchheister

6.8.1917 A. Reuer

19.07.1918 H. Hobaum

24.9.1918 O. Eitz

28.9.1918 E. Reichstein

An ihren Kriegsverletzungen verstorben

27.04.1919 O. Lüer

20.11.1919 A. Buchheister

20.02.1920 O. Rosenmüller


Der letzte männliche Nachkomme der Familie Müller von

Lauingen

Auf der Ehrentafel der Gefallenen des 1. Weltkrieges sucht man

vergebens nach dem Namen Leutnant Erich Müller von Lauingen.

Warum sein Name nicht aufgeführt wurde, weiß man nicht. Erich

war der einzige Sohn des Kammerherrn von Lauingen, geboren am

18. Dezember 1896 auf dem Gut seines Vaters.

Bei Ausbruch des Krieges war er Primaner des Wilhelmgymnasiums

in Braunschweig. Am 11.8.1914 trat er als Freiwillig er dem

Braunschweigschen Husaren Regiment als Fahnenjunker bei. Unter

Generalfeldmarschall von Mackensen war er 1915 an den Jasiolda,

östlich von Brest-Litowsk stationiert. Für ausgezeichnete Meldungen

von gefährlichen, gut durchgeführten Patrouillenritten in Galizien

erwarb er sich das Eiserne Kreuz, das er noch als Fähnrich am 1.Juni

empfing, am 6.Juni erhielt er dazu das Braunschweigische

Verdienstkreuz. Am 27.Juni wurde er zum Offizier befördert. Da er

die Schule ohne Reifeprüfung verlassen hatte, bekam er im

September 1915 Urlaub, um die Prüfungen zu machen. Kaum hatte

er sein Ziel erreicht, wurde er in den Westen abkommandiert, wo die

Franzosen in der Champagne einen mißglückten

Durchbruchsversuch bei Tahure machten. Ded Winter über lag er in

einer ruhigen Stellung bei Laon. Im April erhielt er noch einmal

Urlaub, den er bei seinen Eltern in Lauingen verbrachte. Im Juni ging

er mit dem 10. Korps nach Osten in die Gegend von Kowel in

Wolhynien. Erich von Lauingen gehörte der Linsingischen

Heeresgruppe an und kämpfte am Stochod und Styr gegen Brussilow,

dessen Angriffe abgewehrt werden mußten. Er wurde zur

Radfahrerkompanie der 10. Jäger abkommandiert, das Kommando

sollte am 28.Juli enden. In den frühen Morgenstunden des 28.Juli

setzten starke Kampfhandlungen ein. Im Verlauf der Kämpfe

wurden die Deutschen von Russen umzingelt und viele gefangen

genommen. Bei dem Versuch, sich durchzuschlagen hat Erich von

Lauingen den Tod gefunden.


Die NS Zeit 1933 bis 1945

Walter Grabenhost war zur Zeit der Machtübernahme Ortsvorsteher

in Lauingen, ein korrekter Mensch, der bei allen Gelegenheiten

bemüht war, seiner Gemeinde und ihren Einwohnern zum Vorteil zu

verhelfen, auch wenn die Wege nicht immer ganz gesetzlich waren.

Seinen Anordnungen wagte allgemein keiner zu widersprechen. Er

schloss sich nicht der NS-Partei an und wurde deshalb seines Postens

enthoben. Als Nachfolger wurde der Gastwirt Heinrich Nienstedt

eingesetzt. Dieser war Parteimitglied, erst 1930 zugezogen und hatte

die alte Greunesche Gastwirtschaft übernommen. Er hat sein Amt

vorschriftsmäßig ausgeführt und den Lauingern oft mit lauter Stimme

den „richtigen Weg“ gewiesen, woran sich heute noch einige

erinnern. Nach der Polizeistunde ging Heinrich Nienstedt mit seinem

Schäferhund durchs Dorf um zu überprüfen, ob auch alle zu Haus

waren. Es gab die Polizeistunde, Verdunkelung der Häuser und

Fenster war Pflicht.

Wie überall im großdeutschen Reich üblich, hatte jede Lauinger

Familie eine Fahne mit Hakenkreuz zu Hause. Diese mußte an

politischen Feiertagen aus dem Fenster gehängt werden.

Die Lebensmittelkarten und Bezugscheine wurden vom

Bürgermeister jeden Monat auf dem Saal Nienstedt ausgegeben.

Diese Gelegenheit wurde genutzt, um mit Naziparolen die

Bevölkerung auszurichten. Politische Mitläufer wurden besser

bedacht bei den Zuteilungen als Leute, die ihren Unmut über die Zeit

zum Ausdruck brachten. Wer zur Ausgabe nicht erschien, musste um

seine Karten schwer kämpfen.


Die Ortsgruppe der NSDAP

Schon in den Jahren 1926/27 gab es Aktivitäten der Nazis in der

Umgebung von Lauingen. Lauingen selbst hatte keine eigene

Ortsgruppe, vielmehr organisierten sich die Volksgenossen in

Bornum.

Gründer der Ortsgruppe waren Buchheister, Burchhard, Franke und

Wohld, die durch Gustav Stäbe mit den Ideen der Nationalsozialisten

vertraut wurden. Im Sommer 1929 wurde die Ortsgruppe Bornum

gegründet., die vorher als Stützpunkt zur Ortsgruppe Braunschweig

gehörte.

Bei der Neuorganisation im Oktober 1932 wurden in die Ortsgruppe

Bornum die Ortschaften Lauingen, Rieseberg, Rotenkamp,

Scheppau, Boimstorf und Glentorf eingegliedert. Ortsgruppenleiter

wurde der Mitgründer Buchheister.


Die Adolf-Hitler-Eiche

Zur Zeit des 3. Reiches war es üblich zu Ehren des Führers Adolf

Hitler eine Straße, einen Platz nach ihm zu benennen oder einen

Baum zu pflanzen. Die Lauingen Bürger pflanzten eine Eiche auf

dem Kirchplatz. Daran hatten sie nicht lange Freude, sie ging ein. Als

Ersatz wurde eine Linde gesetzt, diese steht noch heute.


Die Jugend in der Hitler Zeit

Nach der Machtübernahme, ab 1933 wurden die Kinder in der

Hitlerjugend organisiert. (= Deutsches Jungvolk, Deutsche

Jungmädel, Bund Deutscher Mädel)

Mittwochs und samstags war Dienst, da durfte keines der Kinder

fehlen. Es wurden politische Schulungen durchgeführt, dies waren

Pflichtveranstaltungen. Wie überall waren auch in Lauingen die

Kinder von der Ideologie Adolf Hitlers begeistert. Nur den Ernst der

Lage haben sie nicht erkannt. Spiel, Tanz, Wettkämpfe, Basteln und

die schönen Uniformen, das fanden die Kinder toll. Morgens zum

Schulanfang mussten sie erst einmal um die Kirche laufen, danach

hatte jeder seinen Stammplatz vor der Schule um gymnastische

Übungen zu machen. In den Musikstunden wurden Nazi-Lieder

eingeübt.Wenn es dann zum Sportplatz ging, mussten alle Kinder

geordnet in Reihe und Glied, singend marschieren.

Eine der BDM Führerinnen war Waltraud Brinkmann. Es bestand

eine gute Kameradschaft zwischen den Jugendlichen.

Während des Winters wurde viel für die Winterhilfe gebastelt, die

Jungen fertigten Laubsägearbeiten an und die Mädchen aus alten

Strümpfen Puppen.

Die Frauenschaft, unter der Leitung von Marie Krebbel, machte

Handarbeiten für die Soldaten und strickte unter andrem Strümpfe.

Im Sommer gehörte auch ein 25km Gepäckmarsch zum Erwerb des

Leistungsabzeichens.

Die Jungen in Lauingen waren richtige Lausebengels. Sie machten

sich einen Spaß daraus Bäcker Karl Friedrichs zu ärgern. Sein

Spitzname war Schneidig ,weil er immer „Schneidig! Schneidig!“

sagte. Wenn die Jungen ihn trafen, riefen sie ihm immer „Heil Hitler“

zu, doch er antwortete „Guten Tag“. Auch der Straßenwärter Otto

Schäfer ließ sich nicht provozieren, war er doch ein überzeugter

Demokrat .

Der Bäcker Friedrichs sen. war ein Regimegegner. Nach

Bekanntwerden der Ermordung von 11 Braunschweiger

Kommunisten in Rieseberg fuhr er umgehend mit dem Fahrrad zum

Ort des Geschehens. Lauthals erhob er nach seiner Rückkehr

Anschuldigungen gegen die Nazis. Nur mit Mühe konnte er

überzeugt werden, zur eigenen Sicherheit den Mund zu halten.


Fremdarbeiter und Kriegsgefangene

In Lauingen hatten sich bereits vor dem Krieg zwei italienische und

zwei französische Familien angesiedelt. Dazu gesellten sich noch

Polen und eine Familie Twornik aus der Ukraine, die als

Volksdeutsche von der Regierung „heimgeführt“ wurde. Alle wollten

als Hilfskräfte, z.B. bei der Spargelernte ihr Geld verdienen, da es in

Lauingen von jeher eine große Spargelanbaufläche gab.

Während des Krieges wurden Kriegsgefangene als Hilfsarbeiter in

der Landwirtschaft eingesetzt. Zu ihnen gehörten Franzosen, die im

Saal Dose unter Bewachung nächtigten und morgens den Betrieben

zugeführt wurden. Ein Wachmann brachte sie zu den Bauern und

holte sie dort auch wieder ab. Gegen Kriegsende mussten alte

Lauinger diese Aufgabe übernehmen.

Die Polen übernachteten in Mariental. Sie wurden von

Willi Heye mit dem Pferdewagen morgens abgeholt und abends

zurückgebracht. Nach Aussage der Lauinger Zeitzeugen erfuhren diese

Personen Schikanen bei Begegnungen mit dem damaligen Bürgermeister.

Besser erging es ihnen auf den landwirtschaftlichen Höfen,

die Ersatzarbeitskräfte benötigten für die Männer, die

an der front kämpften. Nach außen wurde die Anweisung,

dass Gefangene als solche zu behandeln sind und deshalb

z.B. nicht am Tisch mit den anderen die Mahlzeiten einnehmen dürfen,

befolgt. Mehrfach führte aber die menschenwürdige Behandlung zu

Kontakten und Bindungen, die nach Kriegsende fortgesetzt wurden.


Die Kriegszeit

Über folgende Ereignisse berichten ältere Mitbürger:

Ende 1944 ist in Dorfnähe ein Flugzeug der Alliierten abgestürzt,

dabei kamen drei Insassen ums Leben.

Die beiden Gemeindearbeiter Franz Buchheister und Otto Nack wurden

mit der Bestattung beauftragt. Sie sollten die Toten nicht

auf dem Friedhof, sondern auf der alten Aschenkuhle verscharren.

Entgegen ihrem Auftrag, bestatteten sie die Toten in Fallschirmseide.

Ihr Handeln hat dafür gesorgt, dass sie nach dem Krieg straffrei

ausgingen. Als der Krieg vorbei war, wollten die Amerikaner wissen,

wo die Toten lagen. Der Bürgermeister, der die Bestattung angeordnet

hatte, musste die toten Soldaten mit bloßen Händen ausgraben.

In Königslutter war während des Krieges ein Lazarett auf dem

NLK Gelände untergebracht,.

Von der Ortsgruppe der NSDAP wurden von dort Verwundete öfter

nach Lauingen zum Nachmittag eingeladen. Es gab Kaffee und

Kuchen. Die Mädchen vom BDM haben voller Begeisterung die

Nachmittage mitgestaltet. Wiederholt wurden auch Soldaten bei der

Zivilbevölkerung einquartiert. So blieb es nicht aus, dass einige der

Soldaten die Frau ihres Lebens fanden. Zu ihnen gehörte Franz

Makiolla, der beim Kaffeetrinken seine Gerda fand und sich nach

Kriegsende hier im Dorf eine Existenz aufbaute.

Ab 1943 wurden die Angriffe im Raum Braunschweig stärker. Am

11.1.1944 und in der Nacht zum 23.5.1944 gab es Angriffe auf

Königslutter. Einen Notabwurf von Luftminen gab es dann einen

Tag später am 24.5.1944 über Lauingen, dabei wurde aber nichts

getroffen. Bei einem weiteren Bombenangriff am 24.September 1944

wurden wieder Luftminen über Lauingen abgeworfen, sie richteten

Schaden an.

Der Saal Dose, die Häuser von Beckmann und Christian Wrede,

(heute Schrader) wurden stark beschädigt.

Zivilbevölkerung einquartiert. So blieb es nicht aus, dass einige der

Soldaten die Frau ihres Lebens fanden. Zu ihnen gehörte Franz

Makiolla, der beim Kaffeetrinken seine Gerda fand und sich nach

Kriegsende hier im Dorf eine Existenz aufbaute.

Ab 1943 wurden die Angriffe im Raum Braunschweig stärker. Am

11.1.1944 und in der Nacht zum 23.5.1944 gab es Angriffe auf

Königslutter. Einen Notabwurf von Luftminen gab es dann einen

Tag später am 24.5.1944 über Lauingen, dabei wurde aber nichts

getroffen. Bei einem weiteren Bombenangriff am 24.September 1944

wurden wieder Luftminen über Lauingen abgeworfen, sie richteten

Schaden an.

Der Saal Dose, die Häuser von Beckmann und Christian Wrede,

(heute Schrader) wurden stark beschädigt.

Auf dem Dreieck zwischen der Abzweigung Scheppau und

Rieseberg, schlug eine weitere Mine runter und hinter der

Gänseweide fielen Brandbomben. Bei den Häusern am Klint waren

alle Dächer kaputt.

Am 20.Oktober 1944 wurde ein starker Angriff auf Braunschweig

geflogen. Einige der ausgebombten Familien wurden danach in

Lauingen untergebracht. Viele Frauen mit Kindern waren aber bereits

früher einquartiert worden. Die Feuerwehr wurde zum Löschen nach

Braunschweig gerufen. Die Mädchen vom BDM mußten später beim

Aufräumen helfen. Waltraud Brinkmann erinnert sich an ihren

Einsatz in einem Lebensmittelgeschäft. Nach dem Angriff war die

gesamte Einrichtung verstaubt.

Einer der polnischen Arbeiter lief während der Sperrstunde 1944

noch auf der Straße. Als er nach der Aufforderung stehen zu bleiben

dennoch weiter rannte, wurde auf ihn geschossen, dabei wurde er

tödlich getroffen.

Trotz angesetzter Sperrstunde wollte eine Gruppe junger Lauinger

nicht auf einen Kinobesuch in den Kammerlichtspielen Königslutter

verzichten. Auf dem Heimweg liefen sie der Polizei in die Hände.

Zur Strafe hatten die Jungen drei Tage in Königslutter zu arbeiten,

die Mädchen 10 Mark Strafe zahlen.

Im Frühjahr 1945 wurden auch aus Lauingen einige Jugendliche zum

Einsatz in der Heimat einberufen. Waltraut Brinkmann war als

Flakhelferin kurzzeitig zuerst in Göttingen und danach in

Swinemünde. Der Aufforderung zur Flucht nach Hause folgte sie.

Ohne Entlassungspapiere konnte sie sich jedoch nicht in Lauingen

anmelden, wodurch ihr die nötigen Lebensmittelkarten verwehrt

blieben. Sie berichtet weiter über die Willkür Verantwortlicher der

Gemeinde, die ihrer in Lauingen aufgenommenen ausgebombten

Schwester mit Kindern ebenfalls die Lebensmittelkarten verwehrten.

Wegen der fehlenden Karten hatte deshalb ihre Mutter sogar

Dreiviertel des Schweines abzugeben, das sie zur Versorgung der

Familie geschlachtet hatte.

Durch die allgemein schlechte Versorgung mit Lebensmitteln wurde

vermehrt schwarz geschlachtet. Auch blühte die

„Schwarzbrennerei“von Rübenschnaps und „feinste“ Liköre wurden

angesetzt. In den Gärten wuchs der Tabak Marke „Eigenbau“. Diese

Schwarzschlachterei und –brennerei dauerte noch jahrelang.



Gefallene des 2. Weltkriegs

1939

Kurt Jakob

Franz Herzig

 

1941

Otto Fricke

Paul Seher

Erich Seher

 

1942

Friedrich Müller, Absturz BS

Anstalt

Herbert Kliem

Paul Reimann

Richard Böcker

Ernst Schnelle

Albert Bete

Oskar Helbig

Heino Bese

Paul Seher

Heinrich Meyer vermisst

Otto Meyer

Bruno Hey

 

1943

Heinz Sawinski

Bruno Döhring

Erich Schmidt

Heinrich Ottmer

Hermann Besse

Friedrich Engler Absturz

Heinz Gerecke

Werner Demange

Paul Hübner

Karl Grüttner

Otto Gerecke vermisst

Hermann Karsten

Alwin Gelbke

Hermann Landwehr

Otto Bese

Otto Helmut Grabenhorst

 

1944

Horst Müller

Gunter Steimann

Georg Niemann

Heinrich Hoffmann

Martin Niederlein

Joseph Weigert

Heinz Haferung aus Köln everkuiert

Helmut Bäse

Heinrich Warneke

Hans Claus

Rudi Knigge

K. Sawinski

Max Jeglotz

Karl Jeglotz

Kurt Seher

Vermisst

Erich Loba

Günter Rosenmüller

Günter Reimann

Alfred Buchheister

 

1945

Otto Hunee

Heinrich Eckardt

Hermann Jenrich

Fritz Bese

Vermisst

Wilhelm Handtke

P. Weigert

Erhard Bäse

Otto Hiller

Fritz Mauritz

 

Noch 1945 vermisst

Paul Druschba

Oswald Bittner

Hermann Eckardt

Heinz Malikowski

Otto Hoppe

Heinrich Beckmann

Herbert Grasshoff

Hermann Papendieck in

Gefangenschaft gestorben

Ferdinand Böker

Dieter Lüer

Heinz Nienstedt

Ewald Niemann

Karl Hein

 

Weitere Opfer

Heinrich Schakel

Wilhelm Ottmer Landw.

Vermißt

Helmut Ewald

G. Sidamgrotzki

Grete Seher

Marta Glienke

August Lubich

Wilhelm Jenrich


Der Zusammenbruch und Neuanfang

 

Das Ende des Krieges

Kurz vor Kriegsende kamen deutsche Soldaten aus dem Wald. Sie

wurden von der Bevölkerung mit Zivilkleidung versorgt. Dadurch

verringerte sich die Gefahr, in Gefangenschaft zu geraten. In den

Mittagsstunden des 12. April 1945 kamen die Amerikaner aus

Richtung Braunschweig die Reichsstraße 1 entlang, heute B1. Von

Königslutter ging ihnen jemand mit einer weißen Fahne entgegen.

Die Lauinger waren zu diesem Zeitpunkt mit dem Pflanzen der

Kartoffeln beschäftigt. Da die letzten deutschen Soldaten bereits

geflüchtet waren, wurden Königslutter und die umliegenden Dörfer

kampflos besetzt. Die Bevölkerung mußte sofort Betten bereitstellen,

damit die Truppe Quartier in der Schule beziehen konnte. Das

Hauptquartier wurde im Rittergut eingerichtet. Die abgestellten

Wachen nutzten oft die Gelegenheit für ein kleines Schläfchen in der

Sonne, wenn sie vor der Eingangstür ihren Dienst taten.

Leider blieb die Einquartierung für das Rittergut nicht ohne Folgen.

Aus Langerweile schossen die Soldaten auf die im Haus befindlichen

Gemälde und beschädigten sie stark. Alle Waffen waren abzugeben.

Aus Sorge vor Repressalien wurden von den Frauen auch

Luftgewehre abgeliefert, die ja nun keine Kriegswaffen waren.

Sämtliche Unterlagen, auch die der Vereine, mußten bei der

Kommandantur abgegeben werden.


Das Leben danach

Die Hakenkreuzfahnen wurden entweder verbrannt oder weiter

verarbeitet, denn Stoff war nach dem Krieg knapp. Zum Beispiel

wurden daraus Turnhosen und Röcke gefertigt oder aus dem

schwarzen Stoff Taschentücher genäht.

Einige der Kriegsgefangenen entwendeten dem Landwirt Heuer

einen Wagen mit Anhänger und fuhren damit in Richtung Heimat.

Der Bürgermeister Heinrich Nienstedt wurde verurteilt und kam für

mehrere Jahre ins Gefängnis.

Nach dem Krieg gab es zwischen Lauinger Bürgern und einigen

französischen Kriegsgefangenen noch Kontakt. Nach Kriegsende

kamen die in Hallendorf inhaftierten Gefangenen vorbei, um sich

nach den Familien Heuer, Eckhardt und Lüer zu erkundigen, da

diese sie in der Gefangenschaft gut behandelt hatten.

Hermann Eckhardt war Wachmann bei Kali und Salz in Grasleben

während des Krieges gewesen. Kurz vor Ende des Krieges ist er aber

von seinem Posten geflüchtet und versteckte sich in einer

Spargelbude. Nur seine Frau und der Bruder wußten es und

versorgten ihn mit Kleidung und Essen. Einer der polnischen

Arbeitskräfte denunzierte ihn und meldete dies bei den Amerikanern.

Hermann Eckhardt wurde verhaftet und kam in

Kriegsgefangenschaft nahe der holländischen Grenze in ein offenes

Lager. Es wurde unter freien Himmel geschlafen.

Einige Lauinger Jungen hatten während es Krieges nach Einbruch

der Sperrstunde, den Rieseberg aufgesucht. Dort lagen verstreut

Schußwaffen, die von den Soldaten zurück gelassen wurden. Sie

sammelten die Waffen ein und versteckten diese in den

unterirdischen Gängen gegenüber der heutigen Sandkuhle von

Knust. Sie wurden von Helmut Hahne, Friedrich Spangenberg, Otto

Niemann und Werner Bese auf Hochglanz poliert. Beim Hantieren

mit den Waffen wurden sie von den Amerikanern erwischt. Da die

vier erst 16 und 17 Jahre alt waren, wurden sie zur Strafe für 4

Nächte ins Spritzenhaus eingesperrt. Es war bereits für solche Fälle

mit Betten ausgestattet. Nach dem Abzug der Amerikaner und dem

Eintreffen der Engländer wurde der Fall neu aufgerollt. Die vier

wurden im Frühjahr 1946 verhaftet und nach Braunschweig gebracht.

Nach 10 Tagen wurden sie zu 400 Mark Geldstrafe verurteilt. Die

Strafe fiel nur deshalb so milde aus, weil Bürgermeister Höpfner für

sie ein gutes Wort eingelegt hatte.

Nach dem Abzug der Amerikaner wurde das Schulgebäude als

Unterkunft für die Fremdarbeiter hergerichtet.

Polen und ein Teil Ukrainer wohnten dann bis zu ihrer

Zentralisierung in DP-Lagern darin. Die Fremdarbeiter fühlten sich

wie Sieg er und so führten sie sich dann auch auf. Bei den Lauinger

Bürgern verspielten sie damit den letzten Funken Sympathie, der

ihnen auf Grund ihres Zwangsarbeiterverhältnisses seitens der

deutschen Bevölkerung entgegengebracht wurde.

Im August 1945 kam es zwischen Frau Szymoha und dem

Bürgermeister Höpfner zu einer Auseinandersetzung, in deren

Verlauf Frau Szymoha den Bürgermeister als „Deutsches Schwein,

Lump, Betrüger und Nazischwein“ beschimpfte und sich zu

Tätlichkeiten hinreißen ließ. Der Grund hierfür war, dass ihr

Anspruch auf Ausländerrationssätze abgelehnt wurde.

Nach dem Auszug der Fremdarbeiter mussten die Schule und die

Lehrerwohnung vollkommen überholt werden, fast alle Schulmöbel

waren zerschlagen und als Brennholz verfeuert worden.

Bei Familie Deumeland wurde von den polnischen Arbeitern die

Küche entwendet. Sie beschwerte sich bei der nun englischen

Verwaltung über den Raub der Kücheneinrichtung. Die Engländer

zwangen den polnischen Arbeiter unter Gewaltanwendung, die

Küche zurück zu bringen.

Bei der ersten freien Gemeinderatswahl 1946 war Kurt Rosenthal

Wahlleiter, der auch danach im Gemeindebüro mitgearbeitet hat.

Von der Absperrung Berlins war Lauingen indirekt betroffen. Die

Rosinenbomber waren Tag und Nacht zu hören, die Einflugschneise

lag genau über Lauingen.


Die Flüchtlinge und Heimatvertriebenen

 

Flüchtlingszuweisungen nach Lauingen 1946

Von Kurt Rosenthal

Die Flüchtlinge mussten von Alversdorf abgeholt werden. Bei der

Ankunft in Lauingen wurde ihnen im Saal der Nienstedtschen

Gastwirtschaft ein Essen vorgesetzt. Dann erfolgte die Registrierung

der einzelnen Personen und die Einweisung je nach Familienstärke in

die beschlagnahmten Wohnungen.

Die Familien Keil und Mauritz aus Allenstein in Ostpreußen kamen

mit je 2 Pferdegespannen an.

In Lauingen wurden einige Familien wieder zusammengeführt. Die

Frauen mußten mit den Kindern alleine flüchten, weil ihre Männer

noch in Kriegsgefangenschaft waren. Mit Freude wurden die

Flüchtlinge zu Anfang nicht aufgenommen. Es ist aber auch

verständlich, denn die Lauinger hatten selber Probleme mit der

Versorgung. Sie zeigten Einsicht und Verständnis, als sie erkannten,

wie schlecht es vielen Flüchtlingen und Vertriebenen ging, dass sie

teilweise nur besaßen, was sie zum Zeitpunkt der Vertreibung

ergreifen und wegtragen konnten.

Ein Vertriebener berichtete: „Morgens standen die Russen vor der

Tür und forderten uns auf die Sachen zu packen. Mit Gewehren

schossen sie in die Häuser hinein, wenn die Tür nicht geöffnet

wurde.“

Viele der Flüchtlinge und Vertriebenen haben in Lauingen eine neue

Heimat gefunden. Manche fanden hier ihren Partner fürs Leben,

gründeten eine Familie und bauten sich ein eigenes Haus.


Die Bürgermeister und Ortsvorsteher

 

Kirchhoff unbekannt

 

Walter Grabenhorst bis 1933

 

Heinz Nienstedt 1933 – 1945

 

Wilhelm Höpfner 1945 – 1956

 

Bruno Albrecht 1956 – 1972

 

Heinz Bartholomäus 1972 – 1986

 

Klaus Höpfner 1986 – 2001

 

Klaus Dieter Schaper 2001 - 2011

 

seit 2011 Michaela Römmeler


Die Eingemeindung Lauingens

Um 1970 herum kamen im Rahmen der Verwaltungs- und

Gebietsreform in Niedersachsen Pläne auf, die Gemeinden zu

größeren Einheiten zusammenzuschließen. Der Versuch eine

Samtgemeinde ohne Einbeziehung Königslutter zu gründen

scheiterte. Nach langen, zähen Verhandlungen, die sich über mehrere

Jahre hinzogen, kam es zu einer Entscheidung.

Im Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum

Braunschweig, Wolfenbüttel, Helmstedt, Peine, Salzgitter vom

11.02.1974 hieß es schließlich:

§1: Die Gemeinden Beienrode, Klein Steimke, Ochsendorf, Rhode

und Uhry (Landkreis Gifhorn) und die Gemeinden Boimstorf,

Bornum am Elm, Glentorf, Groß Steinum, Lauingen, Lelm,

Rieseberg, Rotenkamp, Rottorf, Scheppau, Schickelsheim und

Sunstedt (Landkreis Helmstedt) werden in die Stadt Königslutter

(Landkreis Helmstedt) eingegliedert.

Nieders. GVBI. Nr.6/1974

Damit trat die Stadt Königslutter die Rechtsnachfolge der

eingegliederten Gemeinden an und verpflichtete sich, alle Dörfer

angemessen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu fördern. In den

Dörfern mit mindestens 400 Einwohnern wurden Ortsräte gebildet,

so auch in Lauingen. Sie hatten weiterhin das Recht, über die Pflege

des Ortsbildes, der Grünanlagen und des Friedhofs zu entscheiden,

Zuschüsse an Vereine zu verteilen und

Dorfgemeinschaftseinrichtungen zu benutzen. Alle weiteren Rechte

gingen an die Stadt Königslutter über. Feuerwehr, Jagdbezirke und

Friedhof blieben unberührt.

Nach 30 Jahren musste festgestellt werden, dass die Eingemeindung

im Zuge der Reform notwendig war. Aber es gab nicht nur Positives.

Zum einen sind es die langen bürokratischen Wege, die etwa schnelle

Reparaturen verhindern, da es die Gemeindearbeiter nicht mehr gibt,

zum anderen fühlen sich viele Dorfbewohner nicht mehr zuständig

für ihr Dorf. Das Engagement für die Gemeinschaft ist

zurückgegangen, zum Beispiel das Mähen der Grünstreifen oder

Sauberhalten der Rinnsteine und Gehwege.